Volltext: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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„Wer hat die Stiefel geputzt?“ rief er. 
„Ich!“ riefen Traute, Rosa und Güssy zugleich. 
„Gut!“ sagte Flametti, zog die Stiefel an, setzte 
den Hut auf und stapfte davon. 
Er ging aber nicht zu den Häslis, sondern begab 
sich schnurstracks zu Fräulein Mabel Magorah, der 
indischen Traumtänzerin, Rübengasse 16.IV, die er als 
Ersatz benötigte. 
Auch Jenny stand jetzt auf, gar nicht guter Laune, 
zog den blauen Schlafrock über, der wie ein Bügel 
teppich aussah, band ihn über dem Leib zusammen 
und kam zum Vorschein. 
Das erste war, dass sie ihre ungeputzten Knöpfel- 
schuhe bemerkte. Sie tat, als merke sie gar nichts, 
und fragte harmlos, indem sie sich zum Kaffeetisch 
setzte: 
„Wer hat meinem Mann die Stiefel geputzt?“ 
Schweigen. 
„Na, werd’ ich’s erfahren, wer meinem Mann die 
Stiefel geputzt hat?“ 
Güssy frech und phlegmatisch: 
„Ich. Warum?“ ( 
„Weil du auch meine zu putzen hast, wenn sie 
dabeistehen.“ Und Jenny nahm die Knöpfelschuhe 
und warf sie der Güssy vor die Füsse. 
„Na!“ maulte Güssy, „ich bin doch keine Dienst 
magd hier im Hause! Soll doch die Rosa die Stiefel 
putzen! Ich bin hier als Sängerin engagiert!“ 
„Was bist du?“ rief Jenny erbost, „Sängerin? Was 
sagst du? Einsperren werd’ ich euch! Nichts zu essen 
werd’ ich euch geben! Ich werd’ euch Mores 1 lehren! 
Für die Kerls habt ihr Augen. Für’s Arbeiten nicht!“
	        
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