98 Das Wort und das Bild.
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4. VI.
12. VI.
den Lärm unserer Sache, das Durcheinander der Stilarten und
der Gesinnung, Dinge, die ich physisch schon seit Wochen nicht
mehr ertrage.
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„Cabaret Voltaire“ enthält Beiträge von Apollinaire, Arp, Ball,
Cangiullo, Cendrars, Hennings, Hoddis, Hülsenbeck, janco, Kan-
dinsky, Marinetti, Modegliani, Oppenheimer, Picasso, van Rees,
Slodki und Tzara. Es ist auf zwei Bogen die erste Synthese der
modernen Kunst- und Literaturrichtungen. Die Gründer des Ex-
pressioriisme, Futurisme und Kubisme sind mit Beiträgen darin
vertreten.
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Was wir Dada nennen, ist ein Narrenspiel aus dem Nichts,
in das alle höheren Fragen verwickelt sind; eine Gladiatoren
geste; ein Spiel mit den schäbigen Überbleibseln; eine Hinrich
tung der posierten Moralität und Fülle.
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Der Dadaist liebt das Außergewöhnliche, ja das Absurde. Er
weiß, daß sich im Widerspruche das Leben behauptet und daß
seine Zeit wie keine vorher auf die Vernichtung des Generösen
abzielt. Jede Art Maske ist ihm darum willkommen. Jedes Ver
steckspiel, dem eine düpierende Kraft innewohnt. Das Direkte
und Primitive erscheint ihm inmitten enormer Unnatur als das
Unglaubliche selbst.
Da der Bankrott der Ideen das Menschenbild bis in die
innersten Schichten zerblättert hat, treten in pathologischer Weise
die Triebe und Hintergründe hervor. Da keinerlei Kunst, Politik
oder Bekenntnis diesem Dammbruch gewachsen scheinen, bleibt
nur die Blague und die blutige Pose.