Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Das Wort und das Bild. 
Künstler, soweit sie Skeptiker sind, in den Strom der phantasti 
schen Zeit; sie gehören dem Untergang, sind seine Emissäre 
und Blutsverwandte, wie sehr sie sich gegensätzlich gebärden 
mögen. Ihre Antithese ist eine Täuschung. 
Der Künstler, ob er zwar norm- und kulturwidrig ist, braucht 
nicht notwendig phantastisch zu sein. Das neue Gesetz, das er 
vortäuscht, kann aus den Normen der Zukunft genommen sein, 
und auch aus denen einer sehr fernen Vergangenheit. 
Phantastisch aber ist auch die Intuition. Sie bildet sich aus 
den fünf Sinnen, und wird dem Künstler immer nur transfor 
mierte Erfahrungstatsachen, nicht aber Formelemente anbieten. 
* 
Insofern die Ideen, die Moral, die Prinzipien in unserer Zeit 
nur noch Namen sind; insofern die Akademie einem enormen 
Nominalismus verfallen ist, ist sie die Nährmutter aller Phan 
tastik. Nur weil sie sich davon nicht überzeugen will, weil sie 
eine maßlose Heuchelei zur Schau trägt, kann man sich täu 
schen: über die Tatsache nämlich, daß das Opfer des Intellekts 
ihr gegenüber nicht angebracht ist. Die Akademie selber ist 
phantastisch und irrational. Ihr Glaube an die ,objektive Wissen 
schaft' ist der Grund aller Phantasmen. Die Zukunft wird also 
wohl den Intellekt nicht opfern, sondern ihn dem phantastischen 
Wissenschaftskult formierend entgegensetzen. 
■3£ ; 
Novalis über die Phantasie: ,Ich weiß, daß die Phantasie das 
Unsittliche, das geistig Tierischste am liebsten mag. Indes weiß 
ich auch, wie sehr alle Phantasie wie ein Traum ist, der die 
Nacht, die Sinnlosigkeit und die Einsamkeit liebt. Der Traum 
und die Phantasie sind das eigenste Eigentum, sie sind höchstens 
für zwei, aber nicht für mehrere Menschen. Man darf sich nicht
	        
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