Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Das Wort und das Bild. 
* 
muß die Läuterung beginnen, die Imagination muß gereinigt 
werden. Nicht durch Verbote, sondern durch einen strengeren 
Umriß im literarischen Ausdruck. 
* 
Der Desperato als der experimentelle Typus. Er hat keine 
Rücksichten zu nehmen, nichts zu riskieren. Er hat seine ganze 
Person zur Verfügung. Er kann sein eigenes Versuchskaninchen 
sein und darf der eigenen Vivisektion erliegen. Niemand kann 
es ihm wehren. Welch merkwürdigen Dingen man da begegnet! 
* 
16. VIII. Die Sprache als soziales Organ kann zerstört sein, ohne daß 
der Gestaltungsprozeß zu leiden braucht. Ja es scheint, daß die 
schöpferischen Kräfte sogar gewinnen. 
1. Die Sprache ist nicht das einzige Ausdrucksmittel. Die 
tiefsten Erlebnisse vermag sie nicht mitzuteilen (zu beachten bei 
der Bewertung der Literatur). 
2. Die Zerstörung des Sprachorgans kann ein Mittel der Selbst 
zucht werden. Wo die Verbindungen unterbrochen sind, wo jede 
Verständigung auf hört, dort wächst die Zurückversenkung ins 
eigene Selbst, die Entfremdung, die Einsamkeit. 
3. Worte ausspeien: die öde, lahme, leere Sprache des Men 
schen der Gesellschaft. Feldgraue Bescheidenheit oder Verrückt 
heit simulieren. Innerlich aber in hoher Spannung bleiben. Eine 
unverständliche, uneinnehmbare Sphäre erreichen. 
* 
,Irrsinnig schön', das will sagen: aus der letzten, gefähr 
lichen Tiefe geschöpft. Was ist es aber, daß mich ein solches 
Wort jetzt nicht mehr begeistert, sondern verstimmt? Wer mit 
den Dingen zusammenstößt, wird es derselbe sein, der sie har 
monisiert? Das ist es wohl, was mich traurig macht.
	        
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