Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Das Wort und das Bild. 
* 
Aber, so werdet ihr sagen, er schreibt ja nur einen Roman, 
und was er da sagt, wird sein eigener Konflikt sein. Das mit der 
Seele und unserem Selbst, das ist ja nur Schöntuerei. Verliert 
man nicht überm Romaneschreiben, wo man’s auf andere schiebt 
und wo alles doch Schein bleibt, wo man sich zu Verlegern und 
zwar zu geschäftstüchtigen hält und Existenzsorgen hat, — ver 
liert man als Autor nicht selbst seine Seele? 
Ja, so ist es wohl. Es wäre unsinnig, es zu leugnen. Man 
verliert sie, die Seele, schon ehe man sagen kann, daß sie ver 
loren wird. Und darum haßt dieser Dichter seinen Entwurf, darum 
haßt er seine Figuren. 
* 
10. XI. Neu ist in diesem Roman: der Künstler (und zwar der bürger 
liche, entselbstete, der romantisierende Künstler), den der Moralist 
aufzehrt. Der Roman, die Romantik und der Romanschreiber 
selbst werden fraglich. Die entschlossene Selbstdarstellung im 
Sinne der Augustin und Rousseau wäre die Lösung. Aber dazu 
gehört sehr viel Mut und dazu gehört eine Bedeutung, die sich in 
objektivierten' Traumgebilden nur allzu leicht Vortäuschen 
lassen. Sollte aber selbst die Gewichtigkeit des Autors zu ent 
behren sein, so wäre doch eine bekennende, selbsterschöpfende 
Gesinnung unerläßlich. 
11. XI. Schickele bringt mir einiges zum Übersetzen: Pressestimmen 
zur Autonomie Polens, und einen Aufsatz über Maurras, Lemaitre 
und Barres aus dem „Mercure de France“. 
Bin ich am Ende hierhergefahren, um mich an die Madonna 
vom Rhein und ans Straßburger Münster erinnern zu lassen? 
Es scheint fast so.
	        
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