Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Von Gottes- und Menschenrechten. 
und legt mir den Gedanken nahe, ihm dafür ein Buch über die 
„Deutschen Intellektuellen“ zu schreiben. Wir verabreden, daß 
ich ihm ein Expose vorlege. 
* 
Auch habe ich Dr. Sch. kennengelernt. Er war bis zum Kriegs 
ausbruch Konsul in Belgrad und der Regierung als Serbenfreund 
bekannt. Gehörte dann zum „Bund Neues Vaterland“ und ich 
erinnere mich, noch vor kurzem unter dem Pseudonym ,Cives 
diplomaticus* Beiträge in den „Weißen Blättern“ gelesen zu 
haben. Er erzählt von den Methoden des auswärtigen Dienstes, 
sowie von seiner Tätigkeit als Unterhändler in der Algeciras- 
Angelegenheit. Ich hatte bereits öfters von ihm gehört und mir 
einen Herrn mit grauem Vollbart vorgestellt. Er ist das Gegen 
teil davon. Eine geschmeidige, evidente Persönlichkeit, die zu 
begrenzen versteht, doch immer mit einem japanischen Lächeln 
bereit erscheint, dem Partner das Spiel und Gefühl seines Vor 
rangs zu überlassen. Sein Auftreten zeigt eine vorsichtige Deli 
katesse; seine Klugheit hat etwas Bestrickendes. 
* 
11. XI. Bern ist ein trockenes Milieu mit all seinen Rationalisten. Aber 
es ist gegenwärtig die beste politische Bibliothek, die man in 
Europa finden kann, und wird es von Tag zu Tag mehr. 
* 
14. XI. Das Expose ist fertig. Aber wie ist das doch? Die Gedanken 
drehten sich mir in der Feder um. Es sollte ein Buch werden über 
die modernen Intellektuellen, etwa über die Autoren der „Weißen 
Blätter“, und es ist ein Aufriß der deutschen Entwicklung und 
eher ein Entwurf gegen das „Manifest der 93 Intellektuellen“ 
geworden. Ich habe kein Geschick, einen Auftrag auszuführen. 
In der „Europäischen Bibliothek“ wird Sch. es nicht bringen
	        
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