Die Kulisse.
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gegneten, und ich bedauere noch heute, daß uns der Krieg aus
einanderführte, kaum wir uns eben zu einem Projekte beson
derer Art zusammenfanden.
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Als ich im März 1914 den Plan eines neuen Theaters erwog,
war dies meine Überzeugung: es fehlt eine Bühne der wahrhaft
bewegenden Leidenschaften; ein jenseits der Tagesinteressen ex
perimentierendes Theater. Europa malt, musiziert und dichtet in
einer neuen Weise. Zusammenschluß aller regenerativen Ideen,
nicht nur der Kunst. Das Theater allein ist imstande, die neue
Gesellschaft zu formen. Man muß nur die Hintergründe, die
Farben, Worte und Töne so aus dem Unterbewußten lebendig
machen, daß sie den Alltag mitsamt seinem Elend verschlingen.
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Wenn wir Gewicht und Ausmaß unserer Sache bedachten,
konnte die Wahl nur auf das „Künstlertheater“ fallen. Draußen
im Ausstellungspark stand ein Theaterbau, der wie geschaffen
für unsere Zwecke schien. Eine inzwischen gealterte Künstler
generation hatte sich darin versucht. Was lag näher, als sich
Mer Sympathie dieser älteren Generation zu versichern und
die Verwaltung um Überlassung der Räume für unsere neueren,
jüngeren Zwecke zu bitten? Eine Besprechung im Künstlerhaus
kam zustande. Besuche bei den Professoren Habermann, Albert
v. Keller, Stadler und Stuck schienen dem Plane günstig zu sein.
Ein Aufruf, von beiden Generationen und vielen Freunden der
Sache signiert, erschien in der Presse. Nur die Finanzen noch
und die Ausstellungsleitung schienen zu zögern.
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Bei Frau Selenka, einer lieben, ein wenig verstaubten Dame,
trafen wir uns. Sie hatte noch Bismarck gekannt und übersetzte