Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Die Kulisse. 
japanische Ritterstücke. Die bereitwilligen Asiaten, die dort ver 
kehrten, erboten sich, ihre althergebrachte Theatermusik auf 
Grammophonplatten kommen zu lassen, und ich erinnere mich, 
daß wir gemeinsam einen Brief nach Tokio aufsetzten und 
Kellermanns Aufsatz übers Japanische Theater lasen. In der 
„Ostasiatischen Gesellschaft“ referierte ich über unsere Ideen 
und hatte die Freude, einigen Beifall zu finden. 
* 
Das expressionistische Theater, so lautete meine These, ist 
eine Festspielidee und enthält eine neue Auffassung des Gesamt 
kunstwerks. Die Kunstform der gegenwärtigen Theater ist im 
pressionistisch. Die Vorgänge wenden sich an den Einzelnen, an 
den Verstand. Das Unterbewußte wird nicht gestört. Das neue 
Theater wird wieder Masken und Stelzen benützen. Es will die 
Urbilder wecken und Megaphone gebrauchen. Sonne und Mond 
werden über die Bühne laufen und ihre erhabene Weisheit ver 
künden. Irgendwo schrieb ich auch über den Gegensatz von alt 
und jung, und über München als Kunststadt. 
* 
Mit den „Kammerspielen“ verband mich vielfache Neigung. 
Nicht zuletzt der Umstand, daß ich bei ihrer Taufe den Namen 
fand. Als ich (1911 ?) eintrat, war das Theater unter Robert seinem 
Ende nahe. Es stand vor der Liquidation. Nicht zum wenigsten 
meine kaufmännischen Kenntnisse ließen mich Fuß fassen. Das 
damalige „Lustspielhaus“ hatte den Ehrgeiz, in Geschmacks 
fragen sogar mit Paris und dem „Grand Guignol“ zu wetteifern. 
Ich kam von Reinhardt und stand unter dem Eindruck seiner 
Aufführungen im Zirkus und in den Kammerspielen. Aber Kan- 
dinsky stellte mir Thomas v. Hartmann vor. Der kam von Moskau 
und erzählte viel Neues von Stanislawsky: wie man dort unter 
dem Einfluß indischer Studien Andrejew und Tschechow spielte.
	        
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