Von Gottes- und Menschenrechten.
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trifft ein Buch von Louis Morel, „Essai sur Lintroversion my-
stique“, worin in einer mir neuen Weise die Rede ist von Dionysius
Areopagita, Bernhard von Clairvaux, Franz von Sales; von Ma
dame Guyon und Antoinette Bourgignon. ,Die mystischen Fragen,
in Bausch und Bogen als confusions pseudohallucinatoires avec
la realite, als bloße Träumerei auf Hysterie und sexuelle Ab
normitäten zurückzuführen/ so sagt der Verfasser, ,geht heute
nicht mehr an. Schon darum nicht, weil dann unverständlich bliebe,
warum diese krankhaften Mittel bei allen Mystikern zum Erleben
einer phänomenalen geistigen Welt führen/ — Im Mittelpunkt
von Morels Essay steht der Ableger Plotins, Dionysius Areopagita.
Seine Symptome, sagt das Referat, sind Askese und Träumerei;
verwirf das Irdische und strebe durch mystische Unwissenheit
zum Einen, Göttlichen. Die Grade seiner Introversion drücken
sich aus in der Lehre von den himmlischen Hierarchien.
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Ich war längere Zeit im Tessin (Melide) und möchte am 19. X.
liebsten immer in dieser paradiesischen Landschaft leben. Über
den Naretpaß ging es hinab ins Maggiatal. Sambuco: ein sma
ragdener Traum; mit langer Gerte zwischen verlassenen Hütten
stand ein Angler im Abend. Der Bergsee in der Nähe der Kri-
stallina-Spitzen: durchsichtig in seiner Eisestiefe. Beim Abstieg
die Hirten: breit lungernd zwischen schwarzen Schweinen und
Ziegen in einer faunischen Einsamkeit...
Als ich damals nach Bern fuhr, wie hätte ich gedacht, auf
so heftige Weise in die Politik zu geraten. Ich bin zu leicht
begeistert und kenne dann keine Halbheit, keine Bedenken.
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„Les Bolschewiki (1917—1919)“ von Etienne Buisson enthält 5. XI.
den offiziellen Text der neuen russischen Verfassung.