Die Flucht zum Grunde.
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nicht, andere ebenbildliche Wesen hervorzubringen. Es bedarf
dazu eines produzierenden Willensaktes.
Wie Johannes v. Kreuz substanzielle Worte kennt, die, weil
sie reine Gottesgedanken sind, alle Realität besitzen und darum
in der Seele, der sie sich eingesprochen, sogleich alles Gute her
vorbringen, das sie bezeichnen, so kennt Plotin substanzielle
Wahrheiten, wenn nach ihm nur jenes Denken real ist, das seinen
Gegenstand völlig besitzt. Die Ideen sind dergestalt nicht nur
Urbilder der Einzelwesen, sondern auch Ursachen ihrer Ent
stehung; mit anderen Worten, der Intellekt hat zeugende Kraft
(was ganz offenbar falsch, oder zum mindesten sehr fraglich
ist, weil der Intellekt zwar kritisch und rezeptiv, prüfend und
trennend Bewegung schafft, nicht aber liebt und beströmt).
Völlige Zustimmung dagegen hat sein Satz, wonach immer
das höhere Wesen das Niedrigere umfaßt, hält und trägt. Ebenso
der Satz, wonach alle Wirkungen der Welt geistiger oder seeli
scher Art sind, Druck und Stoß aber nur die letzte materielle
Folge hiervon und unwesentliche Anhänge von Entscheidungen,
die längst vorher in der obersten, feinsten, der geistigen Sphäre
gefallen sind.
Auch damit lösen sich viele Ahnungen und Schwierigkeiten,
daß er bürgerliche, läuternde und extatische Tugenden unter
scheidet. Die einen gehen den Staat, die andern die Kirche, die
dritten gehen Gott selbst an. Wenn ich recht verstehe, setzt in
dieser Stufenfolge eine Tugend die andere voraus und würde
ohne sie nicht möglich sein. Ausdrücklich erklärt Plotin, daß
die Praxis um der Theorie willen da ist, nicht etwa, wie es heute
so selbstverständlich erscheint, die Einsicht nur der Praxis zugute
kommt. Zur letzten Einheit kann man (selbst nach dem Rationa
listen Plotin) nicht mehr durch das Denken gelangen, da diese
Einheit jenseits von allem Denkbaren liegt; sondern nur durch
die Ekstase. In ihr schwindet alle Vielheit der Vorstellung aus
Ball, Die Flucht aus der Zeit. 19