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Die Flucht zum Grunde.
bekommt wie die kleinen Kinder Milch und Honig. Muß nackt
dastehen vor aller Umgebung. Er kann nicht mehr sprechen;
die übliche Sprache nicht mehr verstehen. So trifft ihn die
Sprache der Engel und Geister: dunkle, unverständliche Wort
reihen. Der Tod wird zum Mittelpunkt des Denkens, die Sterbe
stunde zur Geburt. Der Kränkste wird Führer und Wegweiser
zu Gott. Die eigentliche Mysterien-, die eigentliche Priesterkunst
aber ist diejenige des Menschenmachens.
18. VII. ,Es werde Licht und es ward Licht (Gen. I, 3). Doch wo
her wurde das Licht? Aus dem Nichts. Denn nicht steht ge
schrieben woher es wurde, sondern nur, daß es aus der Stimme
des Sprechenden wurde/
(Basilides bei Schultz, „Dokumente der Gnosis“.)
*
19. VII. Es verrät wenig Einsicht, wenn Nietzsche die ,Gesundheit*
gegen die Kirche und gegen die Heiligen ausspielt. Das Wissen
um die Voraussetzungen der Erleuchtung ist durch einen so
billigen Einwand nicht zu erschüttern. Was ist schließlich an
der Gesundheit gelegen. Es kommt auf die Resultate der Er
schütterung an, nicht auf die Gesundheit. Wer diese letztere
wählen will, der mag sie wählen. Das Leben des Philosophen
aus Naumburg ist nicht eben ein Beweis dafür, daß aus der Ge
sundheit die Einsichten kommen. Vielleicht hat er sich niemals
mehr geirrt als in den Jahren, da er sich seiner ,Gesundheit*
freute. Die Gesundheit ist das geistige Gesetz. Auf welchen
Wegen man aber zur Einsicht gelangt, das ist eine gleichgültige
Sache.
*
24. VII. Flugträume scheinen Fluchtträume zu sein. Ich schließe dies
aus den Doggen, die mich dabei verfolgen. Sehe ich gebannt