Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Die Kulisse. 
Sich so weit als möglich aus der Zeit entfernen, um sie zu 
überblicken. Aber sich nicht zu weit aus dem Fenster beugen, 
um nicht hinunterzufallen. 
* 
Daniello will, daß ich seine Geschichte aufschreibe. Weißt Du, 
sagt er, ich war nämlich Häuptling bei den Hereros im Zirkus 
Busch. Fünfzehn Mark bekam ich für den Abend und hatte nur 
zwei Minuten zu arbeiten. Erst als gewöhnlicher Herero für eine 
Mark zwanzig. Da fiel ich auf und wurde Unterhäuptling, dann 
Häuptling. Als Häuptling galoppiere ich die achtunddreißig Meter 
hohe „Kaskade“ hinauf. Das ist eine steil ansteigende Bretter 
wand mit Lattenstufen. Auf dem Pferd hab ich den Weißen zu 
erstechen. Wir kommen beide zu Fall. Ich schwinge mich auf 
das fremde Pferd, gebe einen Pfiff ab und jage weiter die Kaskade 
hinauf, bis zum Plafond. Dort trifft mich von unten ein Schuß. 
Ich stürze samt dem Roß von der höchsten Spitze über die 
Kaskade hinunter in ein durch Versenkung entstandenes Bassin. 
Dabei muß ich natürlich unterwegs von dem Roß loskommen. 
In Friedenau stürzte ich auch einmal ab, fünf Stock hoch, 
von einem Schulhausneubau. Das mußt Du auch aufschreiben. 
Das Dach gab nach, der Schneefänger zerriß, ich fiel herunter 
und glücklicherweise in eine offene Kalkgrube. Da kannst Du 
Dir gar keinen Begriff davon machen. Da machst Du von selbst 
die Augen zu und siehst dein ganzes Leben in Bildern vor dir. 
Wie du ein Kind warst. Was du Liebes gehabt hast. Alle Haupt 
sachen. Und wenn du mal was Schlechtes getan hast — man 
tut doch auch mal was Schlechtes — das alles siehst du. 
Dann war er Schrittmacher auf den Rennbahnen. In Holland 
mit Schrittmachermotor, zweiundneunzig Kilometer. Dann der 
Sturz: öl, Blut, Sand, Benzin. Er erzählt von seinen damaligen 
Freunden, von Kurven und Maschinen. Sein Gesicht bekommt 
einen Wolfsausdruck. Er schildert, wie er die andern in den
	        
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