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tun hatte und von der Kunst herkam, interessierte sie
nicht und war ihnen nicht bewußt. Ein Wort, das in
diesem Maße auf die Massen wirkt, muß der Träger
einer Idee sein, die an die vitalsten Interessen dieser
Massen rührt, sie im Innersten beschämt,erschreckt oder er
muntert. Es ist deshalb so unverständlich von diesem Tristan
Tzara, der sich aus kindlichem Ehrgeiz als den Erfinder
des Dadaismus aufspielt, Dada auf abstrakte Kunst fest"
zulegen, weil dieses Festlegen-Wollen ein gänzliches
Nichtverstehen des Nahen und des Fernen ist, weil er
die Möglichkeiten von Geburt, Leben und Tod einer
Idee überhaupt verkennt und nicht einsieht, welche Be
deutung ein ens spirituale, ein Fluidum (mag es sich
als Wort, Begriff oder Idee äußern) vor einem kleinen
Kreise von Kunsthökern und vor einem erstaunt von seiner
Arbeit aufsehenden Weltteil hat. Was Dada im Anfang
war und wie es wurde ist ganz nebensächlich im Ver
gleich zu dem, was es Angesichts von Europa bedeutet.
Dada hat gewirkt — nicht wie eine milde Überredung,
sondern wie ein Blitzschlag, nicht wie ein auf ein Buch
festgelegtes System, das durch den Kanal überlegener
Gehirne nach jahrelanger Kau- und Wiederkauarbeit
Allgemeinbesitz der Völker wird, sondern wie eine durch
reitende Estattefen weitergegebene Parole. Die unge
heuere Wirksamkeit des Dadaismus lag bei der großen
Masse der künstlerisch Gleichgültigen in der Sinnlosigkeit
und Komik des Wortes Dada, wobei sogleich bemerkt
sei, daß die Möglichkeit dieser Wirkung einen weiteren
tieferen psychologischen Grund haben muß, der mit
der ganzen momentanen Struktur der „Menschheit“ und
ihres augenblicklichen sozialen Gefüges zusammen
hängt. Der Durchschnittsmensch, die Flerren Smith,
Schulze und Dupin, jene berühmte Fabrikware der Natur,
die jedem wertenden Intellekt die Waffen aus der Hand
schlägt und bei denen doch jede psychologische Einsicht
beginnt, hörten, daß Dada das Kinderlallen sei, daß es
Menschen gäbe, die dies Kinderlallen „auf ihr Panier