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gegeben, die Situation zu retten. Man tat nichts und
hatte Erfolge. Man gab etwas und sah, daß die
Welt bereit war, hohe Preise dafür zu zahlen. Es war
eine Situation, die für Hochstapler der Kunst und des
Geistes wie von Gott geschaffen war. Dies aber be
griff keiner der Herren, die in der Galerie Dada ab
strakte Kunst verkauften oder sie wollten es nicht be
greifen. Tzara wollte seine Position als Künstler inner
halb des abstrakten Mythos nicht aufgeben, da die er
sehnte Führerrolle in greifbare Nähe gerückt war und
Ball, der Gründer des Cabaret Voltaire (im übrigen
ein Kerl mit weiten Blicken) war zu ehrlich, zu katholisch —
was weiß ich. Beide hatten eine zu geringe Einsicht in
die Möglichkeit des Dadaismus überhaupt, die psycho
logischen Fähigkeiten fehlten ihnen. Der Dadaist als Hoch
stapler, als Manolescu: der Aspekt zeigte sich von neuem.
Diese Unzufriedenheit endete mit einem Streit zwischen
Tzara und Ball, einer richtigen Tauromachie unter Da
daisten, wie sie mit allen Mitteln der Impertinenz, der
Verlogenheit und des Faustrechts geführt zu werden pflegt.
Ball besann sich auf seine — Innerlichkeit, zog sich end
gültig von Dada und aller Kunst zurück und begann in Bern
Demokrat zu werden, was ihm, wie mir scheint, gut ge
lungen ist. Tzara und seine Anhänger schwiegen eine
Weile betäubt und dann (da Dada in der Welt auch
ohne ihre Hilfe sich lustig fortbewegte) stürzten sie sich
mit erneutem Eifer auf „hart nouveau“ — »hart ab-
strait". Tzara begann die Zeitschrift „Dada“ heraus
zugeben, die ihren Weg in alle Länder Europas nahm
und viel gekauft wurde. Wir haben sie auch in Deutsch
land gesehen und durchaus den Eindruck einer kunst
gewerblichen Leistung gehabt. Zu den Mitarbeitern
gehörten außer den Züricher Dadaisten alle Namen,
die man jemals in der Internationale der modernsten
Literatur gehört hat. Ich nenne unter vielen den von
mir hochverehrten Francis Picabia, der schon Mitarbeiter
der berühmten, von Guillaume Apollinaire geleiteten