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Kalbsbratengeruch erhalte ich den Impuls, der mich auf die
direkte Aktion, das Werden, das große X hinweist und
-stößt. Es wirdmir unmittelbar bewußt, daß ich lebe,
ich fühle die formbildende Kraft, die noch hinter dem
Hasten der Kommis der Dresdner Bank und der ein
fältigen Gradheit der Schutzleute steckt. Simultaneität
ist direkter Hinweis aufs Leben und sehr eng mit dem
Problem des Bruitismus verwandt. So wie die Physik
Klänge (die sie in mathematischen Formeln aussprechen
kann) und Geräusche unterscheidet, welch letzteren ihre
Symbolik und Abstraktionskunst hilflos gegenübersteht,
weil sie direkte Objektivation der dunklen Lebenskraft
sind, so drückt hier der Unterschied ein Nacheinander
und eine „Simultaneität“ aus, die der Formulierung
spottet, weil sie direktestes Symbol der Handlung, der
Aktion ist. Ein Simultangedicht heißt also am Ende
nichts anderes als „Es lebe das Leben“. Diese Probleme
sind lange Ketten. Die Simultaneität bringt mich, ohne
daß ich mir bewußt bin, einen großen Sprung getan zu
haben, auf „das neue Material“ in der Malerei, das von
den Dadaisten unter Tzara, eifrigst als Nonplusultra
„modernster“ Malkunst propagiert worden ist.
Die Einführung des neuen Materials hat einen ganz
bestimmten metaphysischen Wert, sie ist gewissermaßen
eine transzendente Repulsion gegen den leeren Raum,
das Ergebnis der Angst, die zu dem psychologischen
Fundament jeder Kunst gehört und diesem speziellen
Fall einer Art horror vacui gleichzusetzen ist. Der Be
griff der Realität ist ein durchaus variabler Wert und
ganz abhängig von dem Gehirn und den Bedingungen
des Gehirns, das sich mit ihm befaßt. Als Picasso die
Perspektive auf gab, fühlte er, daß sie ein Schema war,
das man in willkürlicher Weise der „Natur“ übergeworfen
hatte; die Parallelen, die sich am Horizont schneiden,
sind eine blamable Täuschung — dahinter steht die
Unendlichkeit des Raumes, der nie auszumessen ist.
Er malte darauf nur Bilder des Vordergrundes, er gab