57
T"\ada hatte in Deutschland die größten Erfolge. Wir
Dadaisten bildeten bald eineKompanie, die derSchrek-
ken der Bevölkerung war und zu der außer mir die
Herren Raoul Hausmann, George Grosz, John Heart-
field, Wieland Herzfelde, Walter Mehring und ein ge
wisser Baader gehörten. Im Jahre 1919 veranstalteten
wir verschiedene große Soireen in Berlin, anfangs De
zember gaben wir ohne unser Verschulden in dem In
stitut für sozialistische Heuchelei, der „Tribüne“, zwei
Sonntags-Matineen, die den Erfolg einer gefüllten Kasse
und eine wehmütig-widerwillige Anerkennung des vor
einem Jahrhundert sehr bekannten und anerkannten, jetzt
aber durchaus invaliden und stark aterosklerotischen Kri
tikers Alfred Kerr in der Form eines Artikels im Ber
liner Tageblatt mit sich brachten. Mit Hausmann, dem
Dadasoph, dem ich midi wegen seiner uneigennützigen
Klugheit eng attachierte und jenem schon mehrmals
erwähnten Baader, unternahm ich im Februar 1920 eine
Dada-Tournee, die am 24. Februar dieses Jahres in
Leipzig mit einer Vorstellung im Zentraltheater vor
zirka 2000 Personen, unter unendlichem, den alten mor
schen Globus schwer ersdiütterndem Trara („bruit“)
begann. Wir begannen in Leipzig, da wir von der richtigen
Vorstellung ausgingen, daß alle Deutschen Sachsen sind,
womit, wie mir scheint, genug gesagt ist. Wir fuhren
dann nach Böhmen, wo wir am 26. Februar in Teplitz-
Schönau vor einem Publikum von Narren und Neu
gierigen auftraten. Am gleichen Abend betranken wir
uns sinnlos, nachdem wir mit der Geste letzter Nüchtern
heit den intelligentesten Einwohner von Teplitz, Herrn
Dr. Hugo Dux, zum Obersten aller Dadaisten der
Tschechoslowakei ernannt hatten. Baader, der fast fünfzig
Jahre alt und, soviel ich weiß, schon Großvater ist, ging
dann in das Lupanar „zur Hummel“, wo er seinen Ge
lüsten durch Sauf-, Freß- und Weibergelage fröhnte
und auf Rechnung von Hausmann und mir einen ver
brecherischen Plan faßte, der uns am 1. März in Prag