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r'Vada wurde im Frühjahr 1916 in Zürich von den Herren
Hugo Ball, Tristan Tzara, Hans Arp, Marcel )anco
und Richard Huelsenbeck in einer kleinen Kneipe, dem
Cabaret Voltaire, gegründet. Hier hatte Hugo Ball mit
seiner Freundin Emmy Hennings eine Variete-Miniatur
gegründet, an der wir alle als Mitarbeiter aktivsten Anteil
hatten. Wir waren alle durch den Krieg über die Grenze
unserer Vaterländer geworfen worden. Ball und ich
kamen aus Deutschland, Tzara und janco aus Rumänien,
Hans Arp aus Frankreich. Wir waren uns darüber einig,
daß der Krieg von den einzelnen Regierungen aus den
plattesten materialistischen Kabinettsgründen angezettelt
worden war; wir Deutschen kannten das Buch j'accuse,
ohne das wir auch kaum zu der Überzeugung zu bringen
gewesen wären, daß der deutsche Kaiser und seine
Generäle sich anständige Kerle nennen durften. Ball
war Refraktär und ich selbst hatte mich nur mit genauer
Not vor den Nachstellungen der Henkersknechte retten
können, die für ihre sogenannten patriotischen Zwecke
die Menschen in den Schützengräben Nordfrankreichs
massierten und ihnen Granaten zu fressen gaben. Wir
hatten alle keinen Sinn für den Mut, der dazu gehört,
sich für die Idee einer Nation totschießen zu lassen,
die im besten Fall eine Interessengemeinschaft von Fell
händlern und Lederschiebern, im schlechtesten eine
kulturelle Vereinigung von Psychopathen ist, die, wie im
deutschen„Vaterlande“, mit dem Goetheband imTornister
auszogen, um Franzosen und Russen auf Bajonette zu
spießen. Arp hatte als Elsässer den Kriegsanfang und
die ganze nationalistische Hetze in Paris mitgemacht und
brachte ein unendliches degout vor den kleinlichen
Schikanen und der jammervollen Veränderung einer
Stadt und eines Volkes mit, an das wir vor dem Kriege
unsere Liebe verschwendeten. Politiker sind sich überall
gleich, flachköpfig und gemein. Soldaten haben überall
denselben Gestus jener forschen Brutalität, die eine Tod
feindschaft jeder geistigen Regung darstellt. Die Energien