des Händelschen „Messias", wie die rührende Zierlichkeit Haydns und die göttliche
Anmut des jungen Mozart. Deutsch ist aber auch der welrbürgergedanke der
klassischen Dichter, Goethes Vermächtnis und Erhabenheit, die den größten Tat
menschen, welchen die Erde hervorgebracht aber nicht ertragen hat, zu sagen
zwang: Dies ist ein Mensch. Und damit ist auch von Goethes Volk gesagt, es
hat seinen höchsten Anteil an der Menschheit selbst. Deutsch ist die Art, im
Sturm der Handlung und des Schicksals Sinn und Geheimnis, den Gott in sich,
den Gott in der Welt, das Ziel des eigenen Wirkens zu erkennen und da man
das eigene Werk bestimmen will, das Werk einer höheren Absicht zu erforschen
und herauszustellen. Deutsch ist jene rührende Achtung — wollte sie niemals
aus den Zügen auch des Siegers schwinden — vor dem Menschenbilde selbst,
das so anders aus den fremden Völkern blickt und spricht, eine Achtung, die
sich in fremde Zeiten, Sprachen, Sitten voll Verehrung vor dem Erforschlichen,
wie vor dem Unerforschlichen einlebt und um so beglückter zu sich, zum eigenen
Wesen zurückfindet, wenn sie das Fremde ganz und mit Liebe erkennen durfte.
Nicht Haß, sondern Liebe hat die Deutschen leiden, aber auch glücklich gemacht,
und wenn sie einmal sollten Herren über andre Völker sein, so wird ihre schwerste
Gefahr darin liegen, daß sie auch wesensfremdes Menschliches nicht übermütig
werden leugnen und unterjochen wollen, sondern achten und wahren und zögen
sie den Feind neben sich groß.
Dieses Angesicht der Nation — wir wollen seine schwachen, gelegentlich
unschönen, harten oder allzu weichen Züge, die Einzelheiten, die dennoch das
Große, Ganze weder trüben, noch beirren, hier nicht leugnen, aber auch nicht
weiter berühren, wir werden sie zu andern Zeiten beachten — dieses Antlitz,
das sonst nur gleichsam von der Gewalt einer Stunde, eines Augenblickes erhellt
und offenbart wird, dieses, von allen teueren großen Schöpfern, aber auch von
jedem kleinen Bauern, Bürger, Fischer und Alpenjäger mitgebildete Antlitz des
Volkes zeigt sich in diesem Kriege, mehr noch, die ganze Riesengestalt, der über
weltliche Leib in seiner Gewalt richtet sich jetzt auf und überragt mit Kräften,
Art und Seele alles, was sich, auf der ganzen Erde zusammengesucht und
zusammengehäuft, gegen ihn stellt und die „Barbaren" verflucht, weil cs ihrer
nicht Herr werden kann. Ei, wie wären wir dran, wenn sie den Starken schwach
fänden! wie würde geschmäht und entwürdigt, was jetzt nur ohnmächtig ver
flucht werden kann. Denn für die Besiegten haben die Gegner, die, freilich nicht
ohne böses Gewissen, das deutsche Volk bloß als „Barbaren" bezeichnen mögen,
wahrlich niemals weder Mitleid noch Duldung gehabt. Aber das Wort von
den „Barbaren" wollen wir, auf unsere weise freilich, gelten lassen, wir wollen
es Wort haben, daß wie die Welt, so oft sie in Schmach und Fäulnis zu