an ist geneigt, Englands Mitwirkung bei dem großen
Kriege einfach auf Böswilligkeit — besonders aufNeid —
zurückzuführen. Das scheint mir vollkommen falsch zu
sein; ein guter Geschäftsmann läßt sich nicht von Ge
fühlen bestimmen; das wäre zu menschlich. England ist
seit mindestens zehn Jahren von der Bedeutung der Unter
seebote überzeugt. Und diese Ueberzeugung brachte die
englischen Staatslenker dazu, Gegenmittel zu ergreifen.
Und diese wurden nach und nach zum großen Krieg gegen Deutschland, der meines
Erachtens nichts andres ist als ein Schritt der rabiat gewordenen Verzweiflung.
Die Engländer — d. h. die lenkenden englischen Staatsleute — haben
längst die ungeheure Bedeutung der unsichtbaren Feinde (eben der Untersee
boote) eingesehen. Und die weitblickenden Staatslenker haben die einzig richtigen
Folgerungen gezogen. Und diese Folgerungen sind eben ganz besonders die
Erkenntnis, daß die Herrlichkeit der Seemächte eben zu Ende ist.
Auf ihrer Insel oder auf ihren beiden Inseln sind die Bewohner, wenn
die Zufuhr wegfällt, nicht mehr zu ernähren. Das wissen die englischen Staats
lenker ganz genau; sie wissen auch, daß ihnen ihre ganze große Flotte den
unsichtbaren Feinden (den Unterseebooten) gegenüber nicht fest bleiben kann.
Deshalb haben die Engländer ihre riesengroßen Schiffe gebaut — nicht
zum Kampfe, sondern nur als eine Bedrohung. Und — die andern Staaten
sollten sich dazu verführen lassen, auch diese überflüssigen Riesenschiffe zu bauen.
Deutschland hat das nicht in dem Maße getan, in dem es gewünscht wurde.
England wollte, wenn es möglich wäre, was vom europäischen Festlande
haben — Teile vom Kontinent schienen ihnen bald als Existenzbedingung. Solange
die heute waltenden Staatslenker an der Regierung bleiben, werden die Kon
tinentalziele wirksam bleiben. Es ist garnicht anders möglich; England ist eben
viel zu klein für seine Bewohner; zwangsweise lassen sich die garnicht behandeln;
am allerwenigsten sind die Bewohner in die Kolonien zu senden.
So entstand also der rabiate Verzweiflungsschritt zum großen Kriege.
Und da hat man sich denn doch verrechnet.
Japan und die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind in einer ähn
lichen Lage wie England. Aber Nordamerika ist ein sehr großes Land und
läßt sich sehr wohl anbauen. Die Vereinigten Staaten würden bei Verlust
ihrer ganzen Flotte garnicht viel verlieren; die Amerikaner können jederzeit
ein Volk werden, das seinen Acker bestellt und seine Viehherden vergrößert.
Japan ist dagegen schon schwieriger gestellt; in China und Indien wird man
japanischen Volksmassen nicht so leicht Zutritt gestatten; die Soldaten allein
sind nicht zu ernähren; die Volksmassen müssen in erster Linie ernährt werden.
Deutschland hat auch vergeblich viele Milliarden in seine Flotte gesteckt.
Aber — das hat doch wenigstens dazu geführt, der Unterfeebootfiotte eine
vorzügliche Führung zu geben, so daß wir uns schließlich nicht zu beklagen haben.
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