Gabriel: Liebste Rinder ward Ihr dem -Herrn, und untreueste vor allen
andern seid Ihr geworden. Um die Sergius bat und denen Ihr euch ver
bandet, die raten das Leben ab um Gottes willen. Michael: Und die
Deinen, Iungfrau, taten Gott ab, um des Lebens willen, wer aber gegen
Gott ist, der ist gegen das Leben. Der nichts als das Leben liebt, dem wandelt
es sich zur Lüge. Gabriel: So wuchs aus dem ausgedörrten Acker von
Deines Volkes Seele der zarte Halm, der Vaterland heißt, in ein üppiges
Giftkraut, das nichts sonst gedeihen ließ, was des Herrn Güte an Samen der
Seele schenkte. Michael: Und Ruhm, der einst Deine Helden zierte, wurde
zum prahlenden Worte Deiner schwächsten Rinder, und er versank in eitlen
Wahn. Und machtet ein Götzenbild aus Euch selber, da Ihr Gott verlöret.
Gabriel: So seid Ihr auch zur andern probe zu schwach befunden und
kein Ohr fand, was Du batest, Iungfrau, vor dem strafenden Gotte.
Michael: Deine Scharen rufen zu Dir, Georg, hör was sie bitten.
(Von unten ein ganz gleichförmiges, stilles Beten einer großen Menge;
Männer-, Rinder-, Frauenstimmen.)
Der heilige Georg: (Er kniet nieder.) Gib uns Tränen, o Herr, daß wir
unfern Abfall von Dir abwafchen von unserem beschämten Antlitz, wir gingen
falsche Wege und werden sie fürder zu meiden die Rraft in unserm Herzen
nicht finden. Züchtige uns, o Herr, wenn es in Deinem unerforschlichen Rare
über uns beschlossen ist. Segne uns, o Herr, wenn wir es um Deinetwillen
und nur um Deinetwillen verdient haben. Denn nichts als Dein Wille geschehe
in alle Ewigkeit, Herr Gott in Deinem Reiche, Amen.
(Aus der Höhe ein voller E-Dur-Akkord, der von Harfen bis in das letzte
Verklingen gebracht wird. Der Erzengel Michael gibt Georg fein Schwert, der
Erzengel Gabriel gibt ihm seinen Schild. Der Vorhang geht langsam zusammen,
während vom Unterraum der Bühne die Rufe: Gott mit uns! herauftönen.)
Franz Blei