Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

Totengespräch 
ii 
Jlucvetia ^öorgta (zu ihrer.Begleiterin): Blut! Blut! Meine lüstern 
wittern wieder Blut. Ich will auf die Erde, Ada! Meiner Seele durch frisches 
Blut einen Leib zu geben. Es gibt wieder Männer, Ada, in deren Armen 
man warm werden kann. 
Felix Faure (eine Seele mit Monocle schwebt schwänzelnd um Lucretia): 
Madame, wozu wünschen Sie die mühsame Reise auf die Erde zu machen? (er wirft 
sich in den Bauch.) Es gibt auch Männer in unserer Gesellschaft. Oh, Madame, 
wenn Sie meine Geschichte und mein tragisches Ende kennen würden, Sie 
liebten mich gewiß. Ich war Präsident der französischen Republik, für mich 
ist „gloire" kein leeres Wort. O, wir verstehen uns gewiß, Madame. 
-EucretiaBorgia: Mein Herz fordert Blut, rotes, heißes Blut, wie 
es zu uns Abgeschiedenen herüberduftet, was soll mir gloire, was soll mir 
ein Präsident? Ich will einen Mann in Waffen. Sie haben nie Waffen ge 
tragen. Ja, wenn Sie das Visier eines Helms vor dem Gesicht hätten statt 
einer Glasscherbe. Gehen Sie fort. Meine ganze Leidenschaft verpufft in 
Gelächter. 
Felix Faure: Und doch habe ich viel dazu beigetragen, daß alles so 
gekommen ist. wenn ich nicht gewesen wäre, müßte sich Ihr ganzer Blut- 
durst, schöne Dame, mit einigen wilden oder höchstens einem Eisenbahn 
unglück begnügen. Die Frauen auf Erden haben nicht gelacht, wenn ich kam. 
Sie breiteren die Arme aus. Und mein Erfolg wuchs mit den Iahren. 
-Eucretia Borgia: Sie wollen Schuld an diesen Schlachten sein? 
Sehen Sie hinunter, die Helden von heute sehen anders aus. Oh! Ich be 
wundere die Welt und wie habe ich bis jetzt die Leute in den langen Hosen 
verachtet. 
Felix Faure: Ich konnte um Liebe sterben, Madame, und meine Träume 
waren gloire. Sie gefallen mir in Ihrer Leidenschaft. Sie müssen noch mehr 
Temperament wie Mme. Steinheil haben. 
lucretia Borgia: Steinheil, wer ist das? wagen Sie nicht, mich 
mit einer Ihrer Puppen zu vergleichen. Ich bin das Temperament der Welt 
gewesen. Sehen Sie nur hinunter, jede Minute bringt eine Heldentat. Und 
fliegen möchte ich mit meinem neugeschaffenen Leib, angeschmiegt an einen der 
Rörper, der den großen Vogel ausfüllt. 
Felix Faure: Liebe imFliegen! Großartig, aber da würde die Maschine 
das Gleichgewicht verlieren und herunterfallen.
	        
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