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Oskar Kokoschka hat sich oft und in allen Gestalten gezeichnet. Letzthin
sah ich ihn in einer Mappe, die bei Gurlitt erscheint und fabelhaft schöne
Blätter enthält, als „Gefesselter Lolumbus" auftauchen ...
Unter allen künstlerischen Aeußerungen, die nicht von Kokoschka ausgingen,
charakterisiert des Zeichners Art wohl auf das tiefsinnigste ein in dem vor
trefflichen Versbande „Um dieses alles" enthaltenes Gedicht „Zeichnung von
Kokoschka", das den Berliner Dichter Arno Nadel zum Verfasser hat und
hier stehen möge, weil es ebenso unbekannt als vollendet ist:
Du mußt in diese Straße
wie in den Wald hinein.
Da stehen Mond und Sonne
und tauschen Ja und Nein.
Du fängst dich in die Klänge,
Du senkst dich in den Grund,
wo erste Tiere wandeln,
Urleopard, Urhund.
Sie brüllen ihre Liebe
ins Ewige hinüber
und lagern und verstrahlen.
Ergraute Stille regt sich,
als wenn ein Schein verrausche,
die Landschaft selbst bewegt sich
in sich hinein — nun lausche:
in Heller Nacht geboren,
im Spinnenhaus erblüht,
beginnt für gute Ohren
ein Lied vom Lied.
Albert Ehrenstein