Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

nur in die Reuschheit unvergänglicher erbarmender Liebe gekleidet, einen dichten 
Strauß blühender Rosen im Arm. 
In der „Reise des jungen Tobias" folgt dann der wartenden Sehnsucht 
die Bewährung, wie die Odyssee der ewige Mannestraum ist von der Heim 
kehr als zerfetzter Bettler, der dennoch die Macht und die Herrschaft und 
die echteste Leidenschaft in seinem Eigen erstreitet, so ist die apokryphe Geschichte 
des Tobias der ewige Iünglingstraum vom selbsterworbenen, ahnengelösten 
Dasein, und so har er sich hier in diesem Zyklus mit Recht in fränkischen 
Bauernkleidern verwirklicht. Zweifelnd und in Sorgen seyen die Eltern alles 
in alles und entlassen den einzigen Sohn, den knabenhaften, der schon so lange 
vom Baum über die Höhen hinausgesucht hat in die Unendlichkeit der weite, 
in die Welt, nicht ungeleitet, denn den ersten Teil der Fahrt ist ihm ein älterer 
Genosse gesellt. Aber sobald er, von den Mühen und Eindrücken der Wan 
derung gereift, das Ziel erreicht und das Haus betritt, in welchem es sich mit 
ihm wendet, verschwindet der Begleiter, und nun gewinnt er sich aus eigener 
Rraft Frau und Habe und beginnt, während das Hochzeirsfest in das Land 
hinausleuchtet, in Liebesumschlingung eine neue Welt. Frau und Habe führt 
er dann als sicherer Gebieter in unendlichem Zuge der Heimat zu, aufrecht 
und fest auf dem Wege, den er noch unflügge hergemessen hat. Und die Mutter, 
die erst in sorgenden Gedanken 'und dann in dunklem Rümmer um den Ab 
wesenden gebangt hat, und der alte Vater empfangen den Reichen, Glücklichen 
mit Jubel, und alle Nachbarn schöpfen zuschauend einen neuen wert aus dem 
stämmig gewordenen Reis. — Erschütternd einfach sind die Gegenüberstellungen, 
welche den Fortschritt dieses inneren Geschehens bezeichnen. Hinzu: Tobias unge- 
wandt auf die Rede des erfahrenen Fahrrgenossen lauschend. Zurück: Tobias 
mir der geliebten Frau auf dem Hügel; den Zug der wagen leitend und das 
Land erklärend. Zweimal die Mutter allein auf den heimatlichen Höhen, nur 
das Licht um sie und die verschieden gebeugte Haltung sagen die steigende Be 
drängnis aus. Beim Abschied der Vater hinter dem Ofen in den Lehnstuhl 
verkrochen, unkräftig und voller Zweifel, wie der Hof unter dem unbewährten 
Sohne gedeihen soll; bei der Heimkehr preisend mir ausgestreckten Armen, 
fröhlich gewiß, daß er nun in Ruhe den dunklen Pfad hinabsteigen darf. 
Der Bewährte steht auf einer neuen Stufe, eine neue Frage ist um ihn 
erhoben, die des inneren und des äußeren Besitzes. Der dritte Zyklus „Simfon" 
erzählt von ihr und von der Antwort. Ueber seinen philistersiegen hat sich 
der Held sein Haus gebaut. Genügt es, daß er ihnen seine Rraft bewiesen hat/ 
Müssen sie nicht immer von neuem das Geheimnis dieser Rrafr an sich erfahren? 
Seinen äußeren Besitz sichert ihm das Geheimnis, aber es gefährdet seinen 
innersten, die Einheit mit der geliebten Frau, welche ihm rettungslos unter 
worfen es zu erkennen begehrt. Und in drei dunklen Angriffen der Leidenschaft 
entreißt sie es ihm; wie er es ihr preisgegeben, sich völlig ergeben hat, ist es 
von ihm gewichen und mit ihm die herrschende Stärke. Die Philister sind über 
ihm und verhöhnen grinsend den kahl in eine Brunnentiefe Versenkten. Aber 
langsam wächst die heilige Rraft, die unzerstörbare, wieder auf; erfüllt von 
ihr, schreitet er gesammelt zu der letzten Tat und sühnt den selbstverschuldeten 
Verlust, sich und die Feinde opfernd. Der Mann, der seinem eigensten Werke 
gehört, verliert es an fein innerlichstes Eigentum und gewinnt es in der Sühne, 
zum Trotz der glaubenslosen und leer höhnenden Welt, zurück. — Delila ist 
keine babylonische Frau hier, an die Simson nur ein körperliches Geheimnis 
verlieren könnte. Viel tiefer deutend ist sie die Frau, um die der Mann mit 
seinem ganzen Sein zu ringen gezwungen ist und die gerade in der geheimsten 
seelischen Preisgabe die Rampfkraft nach außen bedroht, wenn der Tobias
	        
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