nur in die Reuschheit unvergänglicher erbarmender Liebe gekleidet, einen dichten
Strauß blühender Rosen im Arm.
In der „Reise des jungen Tobias" folgt dann der wartenden Sehnsucht
die Bewährung, wie die Odyssee der ewige Mannestraum ist von der Heim
kehr als zerfetzter Bettler, der dennoch die Macht und die Herrschaft und
die echteste Leidenschaft in seinem Eigen erstreitet, so ist die apokryphe Geschichte
des Tobias der ewige Iünglingstraum vom selbsterworbenen, ahnengelösten
Dasein, und so har er sich hier in diesem Zyklus mit Recht in fränkischen
Bauernkleidern verwirklicht. Zweifelnd und in Sorgen seyen die Eltern alles
in alles und entlassen den einzigen Sohn, den knabenhaften, der schon so lange
vom Baum über die Höhen hinausgesucht hat in die Unendlichkeit der weite,
in die Welt, nicht ungeleitet, denn den ersten Teil der Fahrt ist ihm ein älterer
Genosse gesellt. Aber sobald er, von den Mühen und Eindrücken der Wan
derung gereift, das Ziel erreicht und das Haus betritt, in welchem es sich mit
ihm wendet, verschwindet der Begleiter, und nun gewinnt er sich aus eigener
Rraft Frau und Habe und beginnt, während das Hochzeirsfest in das Land
hinausleuchtet, in Liebesumschlingung eine neue Welt. Frau und Habe führt
er dann als sicherer Gebieter in unendlichem Zuge der Heimat zu, aufrecht
und fest auf dem Wege, den er noch unflügge hergemessen hat. Und die Mutter,
die erst in sorgenden Gedanken 'und dann in dunklem Rümmer um den Ab
wesenden gebangt hat, und der alte Vater empfangen den Reichen, Glücklichen
mit Jubel, und alle Nachbarn schöpfen zuschauend einen neuen wert aus dem
stämmig gewordenen Reis. — Erschütternd einfach sind die Gegenüberstellungen,
welche den Fortschritt dieses inneren Geschehens bezeichnen. Hinzu: Tobias unge-
wandt auf die Rede des erfahrenen Fahrrgenossen lauschend. Zurück: Tobias
mir der geliebten Frau auf dem Hügel; den Zug der wagen leitend und das
Land erklärend. Zweimal die Mutter allein auf den heimatlichen Höhen, nur
das Licht um sie und die verschieden gebeugte Haltung sagen die steigende Be
drängnis aus. Beim Abschied der Vater hinter dem Ofen in den Lehnstuhl
verkrochen, unkräftig und voller Zweifel, wie der Hof unter dem unbewährten
Sohne gedeihen soll; bei der Heimkehr preisend mir ausgestreckten Armen,
fröhlich gewiß, daß er nun in Ruhe den dunklen Pfad hinabsteigen darf.
Der Bewährte steht auf einer neuen Stufe, eine neue Frage ist um ihn
erhoben, die des inneren und des äußeren Besitzes. Der dritte Zyklus „Simfon"
erzählt von ihr und von der Antwort. Ueber seinen philistersiegen hat sich
der Held sein Haus gebaut. Genügt es, daß er ihnen seine Rraft bewiesen hat/
Müssen sie nicht immer von neuem das Geheimnis dieser Rrafr an sich erfahren?
Seinen äußeren Besitz sichert ihm das Geheimnis, aber es gefährdet seinen
innersten, die Einheit mit der geliebten Frau, welche ihm rettungslos unter
worfen es zu erkennen begehrt. Und in drei dunklen Angriffen der Leidenschaft
entreißt sie es ihm; wie er es ihr preisgegeben, sich völlig ergeben hat, ist es
von ihm gewichen und mit ihm die herrschende Stärke. Die Philister sind über
ihm und verhöhnen grinsend den kahl in eine Brunnentiefe Versenkten. Aber
langsam wächst die heilige Rraft, die unzerstörbare, wieder auf; erfüllt von
ihr, schreitet er gesammelt zu der letzten Tat und sühnt den selbstverschuldeten
Verlust, sich und die Feinde opfernd. Der Mann, der seinem eigensten Werke
gehört, verliert es an fein innerlichstes Eigentum und gewinnt es in der Sühne,
zum Trotz der glaubenslosen und leer höhnenden Welt, zurück. — Delila ist
keine babylonische Frau hier, an die Simson nur ein körperliches Geheimnis
verlieren könnte. Viel tiefer deutend ist sie die Frau, um die der Mann mit
seinem ganzen Sein zu ringen gezwungen ist und die gerade in der geheimsten
seelischen Preisgabe die Rampfkraft nach außen bedroht, wenn der Tobias