Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

Unaufgeblasenheit sich seiner selbst entledigt, mit der es in sein Amt tritt und 
dasselbe versieht. Das echte Heldentum, das Heldentum im Geist, ist des Helden 
Qual und Parasit. Das Menschliche in seinen Zielen offenbaren, dasselbe in 
seinen Tiefen und Abgründen aufsuchen, um die menschliche Idee auf ihren 
zeitlosen Ausdruck zu bringen, ist nicht augenblickliche Tragik, ist ewige Not. 
Buddha und Beethoven, die großen Liebhaber des Lebens, Nero und Napoleon, 
die großen Eroberer des Lebens, nur in einem solchen Höchstertrag des Daseins 
ist die Einzigkeit des seltenen Heldentum, das dem Leben gegenübersteht, Auge 
in Auge, titanisch bewußt der Mystik des Unbegreiflichen seiner selbst und des 
Chaotischen seiner traumhaften Abstürze. Unsrer im Zeichen bürgerlicher Ein 
friedung torkelnden Zeit, die im Frieden gerne auf eine anonyme Abwickelung 
des Lebens sieht, ist in der Bedrohung ihres geordneten Bestandes ein Aus- 
der-Reihe-treten ebensowenig erwünscht. Sie bevorzugt den namenlosen Held, 
den Held der augenblicklichen Not. Ein Held, der ihr als ein solcher erscheint, 
ist ihr viel kostbarer als einer, von dem sie nichts weiß und der ihr nicht 
dient. Darum kommt in die Geschichte der massenhaften Helden der Tag, an 
dem deren Rraft hinaufgetrieben und deren Maß verschoben werden, an dem 
der Dienst für die Dienenden an Wichtigkeit gewinnt, an dem diese zeitlichen 
Helden ihres Amtes und ihrer würde sich plötzlich bewußt werden. Die helden 
hafte Luft, die jetzt über alle weht, ist dem Wachstum des geistigen Helden, 
der nicht unmittelbar seiner Zeit dient, nicht günstig. Es wird ein großes 
wirken dieser Helden in das Leben anheben müssen, wollen sie nicht auch nachher 
entbehrlich, wollen sie weiterhin nicht überflüssig bleiben. Schon scheint die 
Gesamtheit zu beanspruchen, sich allein die sichtbare Gestalt des Ausdruckes 
ihrer selbst geben zu wollen. Das geschichtliche Bewußtsein ist zu sehr erhitzt, 
wo die Not alle zusammenschließt, fühlt ein jeder sich wert und berufen, die 
Idee, die er mit seinem Leben rettet, auch dann zu vertreten, wenn die Not 
einmal vorüber ist. Dann wird aber der Tempel der Gottheit für immer 
geschlossen sein. 
Daß wir politisch so lange ohne Interesse sein konnten, das lag zum 
größten Teil an unsrer beschaulichen Art, das Leben hinzunehmen. Zum andern 
Teil mochte es an der Unfruchtbarkeit in unsrer Aburteilung der Politik ge 
legen haben als dem unwichtigen, weil nicht Rultur bedingenden oder Rultur 
dienenden Amt. Der rücksichtslose Eigensinn ihrer bisherigen Handhabung, 
etwa in dem englischen Allseegeltungsanspruch, war nicht dazu angelegt, uns 
über den Dualismus von privater und staatlicher Moral hinwegzuhelfen, da 
gerade dem deutschen Wesen eine Scheidung zwischen intimem und sozialem Ich 
nicht lebendig ist. Die Zeit unsrer politischen Sterilität ist aber gewaltsam 
erstickt worden durch diesen Rrieg. was der Politik nottut, höhere Formen 
zu schaffen für die Gemeinschaft menschlichen Lebens und Wirkens statt dessen, 
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