Apologie
3$ habe gerade Weddigens Ermordung gelesen. Und von allem Gräulichen
dieses Krieges ist das» was diese amerikanischen Zeugenaussagen enthalten» fast
das Graulichste. Weil hier nicht die Kampswut Entschuldigung sein kaun, oder
die Todesangst der eigenen Notwehr. Hier wird 2agd gemacht mit überlegenen
Kräften, und mit voller heiterer Gemütsruhe 2agd gemacht auf Menschen»
Menschen die tapfer waren und todesmutig» nun wehrlos, fliehend» um Hilfe bittend.
Mau möchte die Aussagen so gern für Lüge hatten» aber dar ganze Geschehen
paßt zu gut zur englischen Geschichte, zu den Treibjagden auf die Tasmauier
und den Preisen» die man auf Australierköpfe bezahlte. Es ist so englisch, daß
gar nicht der eine Kapitän RA einem besonders hassenswert erscheint. Aber für
einen Augenblick zweifelt mau, ob mau je wieder imstande sein wird» einem aus
dieser Ration von Sportsleuteu und Kopfjägern die Hand zu reichen.
Wie hilft mau stch in dieser Stimmung? Auf die einzige Weise, auf die
mau stch gegen jede Ungerechtigkeit hilft» indem mau (nun erst recht) versucht, selbst
Gerechtigkeit zu behalten. Die Engländer studs» die ich in diesem Augenblick
heiß und ohnmächtig haste, also such ich mir einen Engländer heraus» dem Unrecht
geschehen ist» und versuche ihn zu verteidigen» einen der wahrscheinlich den
Baraloug-Mord verteidigen wird» ihn als Heldentat sehen und preisen. Aber
da er unter falscher Anklage steht, muß mau für ihn sprechen.
S. Saeuger hat Ehestertou in der neuen Rundschau sOktober) ziemlich her
untergemacht und daun im Rovemberheft sein Urteil noch einmal zusammen
gefaßt. Da er selbst die Zusammenfassung offenbar für abschließend hält» genügt
esz wenn mau stch mit ihr auseinandersetzt.
1. „2ch halte den Taleutmanu für eine Literateuangelegeuheit, die den -
Gang und dar Gesetz des Lebens nicht au einer Stelle berührt, stch aber
vielleicht dazu eignet, im Salon Seeleurettuug zu betreiben." Hier stock ich
schon. Seeleurettuug — ob im Salon oder anderswo» ist doch wohl gleichgültig —
ist etwas recht Uuliterarisches, etwas, das „Gang und Gesetz des Lebens" recht
wesentlich berührt. Mau Kanu über Seeleurettungeu im allgemeinen und
Thestertonr Rettungen im besondern, recht ungünstig denken. Alle Rettungen
aber greifen unter allen Umständen sehr stark ins Leben» stud keine llterarische»
sondern eine eminent praktische Angelegenheit. Und da Ehestertou überhaupt
nichts anderes betreibt als Seeleurettuug, so — so meint Saeuger offenbar etwas
anderes als er sagt, wenn er ihn eine lebensfremde Literateuangelegeuheit nennt.
2ch nehme au» daß Saeuger selbst nichts Lebendiger in Ehesterton spürt» daß er
chm tot und papieren bleibt. Das ist natürlich ein unbestreitbares Erlebnis.
Dem mau nur das eigne, gegenteilige Erleben entgegenstellen Kanu. Für mich ifTs
eine sehr wirkliche Sache, wenn Ehestertou ein Wirtshaus auf eine Düne fetzt»
gerade so neu, und gerade so wirklich, wie das Haus, das ich auf einer
Wanderung gestern zum erstenmal betrat. Wenn von dem besagten Wirtshaus
ein «äse den Berg hiuuuterrollt und im Wald verschwindet, immer vor Kapitän
Patrik her, so zweifle ich au diesem Käse so wenig, wie au dem berühmteren
im Märchen von Frieder und dem Katherliescheo. Und wenn besagter Kapitän
Patrik sein Schwert gegen London zieht, so bin ich mit dem Zweck seiner
so