Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

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der Gaste warteten km Lesezimmer dar Läuten der Googr ab; zu ihnen gehörte 
Adrian, er saß ln der Ecke und schrieb einen Bries. Eine Dame wandte stch 
an einen Berliner Herrn and bat ihn, ihr bei der Absassung einer Telegramms 
zo Helsen, irgend ein Hotel hatte ihr Keinen Bescheid gegeben. 
Der Berliner zog einen Bleistift heraus und schrieb die Worte nieder, 
während er ste zugleich aussprach. Etwas reichlich laut, dachte ich; ste benahmen 
stch» als wären ste zn Hanse. Plötzlich mischte stch eine ältere Dame ein, die, durch 
eine Glaswand getrennt, neben Adrian saß und bis jetzt wie er geschrieben 
hatte. Sie war die Mutter der Dame, die telegraphieren wollte» und hatte 
dar Mundwerk einer kommandierenden Unteroffiziers. Sie zerpflückte jeder 
Wort, das der Berliner Herr vorgeschlagen hatte; der Lärm schwoll au wie 
im zweiten Akt der Meisterstnger die große Schlägerei; unmöglich, ein Wort 
weiter zu lesen. Adrian wandte stch um und sagte, sehr höflich und mehr be 
schwichtigend als ironisch: 
„Plano, piano." 
„Wie beliebt?" schnarrte der Berliner Herr. 
Adrian stieg eine leichte Röte in den Kopf und er sagte: 
„Sch bat nur um Ruhe, Sie vergessen, daß noch andre Leute hier stud." 
„Sch habe nicht nötig, mich von Shueu belehren zu lasten, wie ich mich 
zu benehmen habe." 
„Es scheint mir doch» mein Herr," antwortete Adrian. 
Mit ganz veränderter Stimme, nicht mehr erregt, sondern schneidend 
bestimmt, sagte der Berliner: 
„Aha, Sie stud wohl der Elsäster, von dem ich gehört habe; wenn Sie 
stch unter uns nicht wohl fohlen, wurde ich au Shrer Stelle zu meinen sauberen 
Landsleuten zurückkehren." 
„Mäßigen Sie stch," fuhr ich ihn an, „Sie benehmen stch unverantwortlich." 
Daun wandte ich mich Adrian zu; er war weiß im Sestcht geworden und 
kämpfte eine maßlose Erregung nieder, darauf schenkte er stch ein Glas Master 
ein und trank es aus. Der Gong läutete, und die Zeugen der Szene verließen 
das Zimmer» der Berllner folgte als letzter. 
Bei Tisch wurde au der großen Tasel mit gedämpfter Stimme, aber leb 
haft über die Angelegenheit gesprochen. Sch hörte, daß mau dem Berliner nicht 
recht gab; eine ältere Dame, die der Aussprache nach ebenfalls aus Berlin 
ist, sagte: 
„Sch glaube, ein wenig ist dar schon unser Aatiouallafier» daß wir zu 
lärmend auftreten. Sch habe er im Ausland oft selbst empfunden. Und war 
Sie ihm von seinen Landsleuten sagten, Heer Kröger, ging zu weit» nehmen 
Sie er mir nicht Übel."
	        
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