schätze«? Marktwert laßt sich doch immer nur durch Lrfahruugs- resp. Analogie-
schloß bestimmen. Was aber ist eiu Laudschaftsaquarell vou Dürer wert? Wem»
eiu solches Stück seit 30 Sahreu nicht am Markt war, und wenn vor 50 Sahre«
einmal ZOO Salden dafür bezahlt wurden? Schreibt mau da 600 Mark oder
20 000 Mark? Und wenn von einem Belliui nun der eine Sachverständige lagt:
er ist echt, und der andere behauptet: er stammt aus der Mitte des 19. Sahr-
hllnderts, ist das daun eiu altes Bild oder eiu neues Bild? Und wenn der
Rembraudt, der, wenn er einer ist, 500 000 Mark wert ist, nun doch vou
Salomon Kouick gemalt ist, muß man daun eine halbe Million Mark rechne»
oder nur 12 000 Mark?
Selbst einmal angenommen, es gäbe so viele auf dem Bildermarkt be
wanderte Kunsthistoriker, daß ste mit dem Laxieren fämtlicher in deutfchem Privat-
besttz befindlicher alter Bilder im Laufe einiger Sahre fertig würden, — ins
Uferlose käme man» sobald mau mit den Erzeugnissen alten Kuustgewerbes be
ginnen wollte. Wieviele alte Schränke, altes Silberzeug» altes Porzellan usw;
gibt es in Deutschland» und wie wenige Leute, die sagen können, ob au de«
Schrank wirküch mehr alt ist, als das Schlüsselloch. Wenn schon bei de»
Bildern das Streiten der Sachverständigen nicht aufhören würde, wieviel weniger
hier, wo in fast jedem alten Haufe auch irgendwelcher alter Kunstbesttz in diese»
Sinne zu finden ist. Kupfer und Messing kaun mau wiegen oder nach Gewicht
taxieren; sobald aber Kunstwerke in Zrage kommen» versagt jeder gerichtlich
beeidigte Laxator unfehlbar.
Und daun — wieviel soll die Steuer bringen? Wenn wir jetzt wieder
eine» Augenblick vom Kuustgewerbe absehen, weil die Laxieruug technisch un
durchführbar erscheint, und uns nur wieder mit Bilder» und Statuen und Büste«
beschäftigen, so dürfen wir uns keine allzu üppige Borstellung vou dem Reichtum
des deutschen Privatbesttzes au alten Bildern machen. Deutschland ist kein
Sammlerlaud mehr mit unschätzbarem alten Besitz wie England, und anderseits
fängt es erst eben wieder au, ein Sammlerlaud zu werden. Die Zahl der
großen Sammler, die wirklich teure alte Bilder haben, ist nicht so groß, daß
mau sie nicht kennte und ihren Besitz nicht überschlagen könnte. Huuderttauseud-
«arkbilder sind in Deutschland gar nicht so sehr häufig, und nimmt mau ein
mal, anspruchsvoll gemacht durch das Wirtschaften mit großen Zahlen, wie «
ln diese« Kriege üblich wurde, au, die alten Bilder in Deutschland repräsen
tierte» eine» Wert vou 200 Millionen, und bei kühner Besteuerung vou 5 Prozent