Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

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Dohm uud Annette Kolb !n Betracht 
— wobei ich freilich bemerken will: 2ch 
kenne nicht die berühmten Erzählungen 
der Ricarda Hoch; ich hatte an ihren 
berühmten Berfev vollauf genuch.) 
Anmmer 3 der „Kriegshefte des Bun 
des für Mutterschutz" enthält einen 
Lfsag „Gefchlechtspsgchologie uud 
Krieg" von vr. Helene Stöcker, auf den 
ich befouders hiuweifeu möchte. Statt 
fchiefer Exzerpte ein paar Zitate: 
„Wer nicht ,daran glaubt', daß der 
Krieg jemals aufhören kaun, der be 
kennt damit» daß er in der letzten Liefe 
feines Wefeus im Unbewußten eine 
solche Änderung auch noch gar nicht 
wünscht» fie gar nicht versteht." 
„Alan spricht au gewiffeu Stellen von 
den »Zielen des Krieges', die die 
Opfer des Krieges »lohnen' fallen. 
2st das nicht letzten Eudes eine ent 
setzliche Blasphemie? Kanu jemals . . 
die Erlangung befferer Handelsver 
träge . . mit Meuschenblut, mit Men 
schenleben erkauft werden?" 
„2u dem Buche . . . erinnert OUve 
Schreiner mit Recht daran, »daß auch 
einmal vor undenkbaren Zeiten der 
Mensch sich vom Fleisch feiner 
Mitmenschen nährte... Die 
ersten, die dieser Litte widerstreb 
ten» well ste dem Mitmenschen stch 
ähnlich uud verwandt fühlten, wurden 
zwar von ihren Genossen getötet. All 
mählich aber schlug dieser Gedanke in 
den Köpfen anderer Männer uud Wei 
ber Wurzel, und nach uud nach wei 
gerte stch die Hälfte des Stammes, bis 
am Ende keiner mehr mochte.' . . . 
2u dem Augenblick, wo es gelungen 
fein wird» den Abscheu vor der Lötung 
von Menschen — im 2uteresteukampf 
der Staaten — ebenso stark zu machen, 
wie bei den normalen Menschen der 
Abscheu vor der Lötung des Einzelnen 
im Privatleben schon selbstverständlich 
ist, wird dieser Abscheu stch auch in 
den Berfastuugeu der Staaten zum 
Ausdruck bringen. 2u dem Augenblick 
ist die Meufchentötnug »zurBerte!- 
dlguug des Vaterlandes' so 
stcher abgeschafft und unmöglich gewor 
den» wie für uns heute die Menschen 
fresserei." 
— Kauft, lest uud verbreitet diese 
Schrift; ste ist bei Oesterheld & Lo.» 
Berlin W. 15, erschienen uud kostet 
dreißig Pfennige. Kurt Hiller 
Kerr im Pan 1910 fund neuerdings 
lm „Ziel"): (Auf den Lrab durch Lritte 
sollte mau einer sonst innerlich hoch 
stehenden Art helfen) „nämlich allen 
diesen freiheitlichen uud vernünftigen 
Menschen, die sagen: »Das tut mau 
doch nicht', »Dazu ist mau zu anstän 
dig', »Man kaun doch eigentlich kaum'. 
Das stud die Schlimmsten. Alle diese 
mit wirklicher Gesittung durchsetzten 
Leute von innerem Wert; denen aber 
die Ursprünglichkeit abhanden gekom 
men ist; die Gabe des Rüdigseius; 
die Macht des Mittuus; die Lust des 
Loslegeus; die Eutfchlosteuheit zur 
Schlacht.... statt desteu haben ste 
die Furcht, stch bloßzufielleu; den 
Horror des Heraustreteus; das 
Lächeln des nachgebenden Klügeren" 
(mau sollte diese Gattung) „hauen, bis 
ste nicht mehr sttzen kaun". 
Danach schrieb ich au eine Frau: „Hat 
er nicht recht? Lanseudmal? Aber 
indem ich's einsehe, stelle ich fest» daß 
ich dem fraglichen 2deal am nächsten 
war mit zwölf 2ahreu. Wer gibt mir 
diese Gabe des Rüdigseius zurück» die 
Freude am Lreteu» Spucken uud 
Kratzen? Ob das Haue« es tut?" 
Uud ste antwortete darauf: „Du zer 
brichst dir wirklich sehr überflösstger-
	        
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