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ich habe vorhin nachgedacht, jo ganz ist doch nicht Pepito unser
Brüderchen, wie ich dein Bruder bin, und du mein Bruder bist,
Miguelito hat ihn doch für den Blanco vertauscht."
Larlos hatte darüber nicht nachgedacht, aber was ihm sein
Bruder eben sagte, leuchtete ihm ein. „Weißt du was," sagte er,
„reiten wir nach der Lagune und suchen wir — wenn wir nichts
finden, suchen wir Straußeneier!"
Ricoläs war einverstanden, sie stiegen auf ihre Ponngs und
ließen den schlafenden Pepito solange allein.
Die Lagune war nicht weit; als sie angesprengt kamen, entstand
eine Bewegung. Die Kibitze schrieen, die Luten erhoben stch
schnatternd, ein paar Störche schlugen mit den Flügeln und
klapperten zu den Knaben hinüber. Lin einsamer Reiher nur suchte
unbekümmert weiter nach Fröschen. Larlos sagte zu seinem Bruder:
„Höre mal, Ricoläs, ich werde in der Lagune suchen und du wirst
Straußeneier suchen, so stört keiner den andern!" Sie stiegen ab,
Larlos zog Schuhe und Strümpfe aus und watete im Waster.
Rach einer Weile rief Ricoläs hinüber: „Hast du was
gefunden, Laclos?" Larlos antwortete nicht, er starrte krampf
haft nach dem Grunde, er glaubte, ein kleines Kind zu sehen.
Lange suchten sie, aber sie fanden kein Brüderchen.
Ricoläs stand vor zwei zerschlagenen Straußeneiern, von
plötzlicher Melancholie befallen.
„Wir haben kein Glück," sagte Larlos sehr niedergeschlagen,
und sie kehrten zu Pepito zurück. Lr schlief nicht mehr, er lag
da mit großen offenen Augen, den Blick ernst staunend zum Himmel
gerichtet, und um ihn herum weideten Strauße, Hirsche, Rinder
und Pferde. Larlos und Ricoläs hoben ihn auf und ritten zum
Puestero zurück. Sie hatten beschloßen, es Miguelito wieder
zurückzubringen, weil es doch sein Brüderchen war.
Miguelito kauerte vor der Hütte, der Lausch hatte begonnen,
ihn zu reuen, auch hatte ihn Blanco in den Finger gebissen. Lr
nahm Pepito in Lmpfang, Larlos hielt wieder seinen Hund i«
Arm... Kurz nachher kehrten der Vater und die Mutter zurück ...
Die Sonne ging unter, die Herden trieben heim nach ihre«
Hürden, unter dem Ombü vor der Hütte saß der Gaucho Gonzales
und sang laut ein melancholisches Lteppenlied.
Laclos und Ricoläs schauten der Mutter zu, wie ste ihr
Kind säugte. Rudolf Sohannes Schmied