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schichte oo« dem zerschmetterten Herreu,
das mit Gott rechtet, llud ich glaube es,
weil Adler iu seinem letzte» Buch
gauz einfach, ohue Verkleidung uud
BerhSlluug wieder von einem solchen
zerschmetterten Herzen erzählt; aber
von einem dem Gott zu mächtig wird.
Lin Musiker wird über seinem
schlechten Weibe verrückt. Zuerst sind
die Seiten nur ein wenig verstimmt,
zuletzt sind sie alle zerrisieu. „Heute
gibt es Fleisch mit Kartoffeln, Sonn
tags Schweinebraten. Morgen soll
es wieder ein Bauchfleisch geben. —
2ch bin sehr unglücklich über das immer
gleiche Esten." Das ist der letzte Ton.
Aber darnberhiu spielt eine andere
Melodie, eine himmlische. Wie er ein
mal in den Wald geht, um sich zu
erhängen» — da kommt ihm ein Mensch
entgegen uud erhebt seinen Finger. Und
er kehrt um uud macht seinen
ersten Vers auf ihn, einen Bers voll
verworrener Süßigkeit. „Daun habe
ich übrigens noch ein zweites Gedicht
gemacht; aber erst als ich heimkam,
beim Schlafengehen. Das lautet so:
Müde bin ich, geh zur Ruh, Schließe
meine Äuglein zu, Vater, laß die Augen
dein, über meinem Bette sein. Das
habe ich meiner Mutier säuberlich
geschrieben» uud es ihr, noch während
sie schlief auf das Bett gelegt. Wir
wird sie sich doch beim Erwachen dar
über gefreut haben." Uud daun er
kämpft sich dieser erlöschende Mensch
Liebe uud Demut uud Gelasteuheit —
im Erlöschen. „Fidem suam servans
dormientibus in pulvere" steht vot
dieser Geschichte. Zuversicht für die,
die im Staube vergehen, uud Liebe» die
aus Eiusamkeit sich zu uns findet.
Was für schöne Klänge in unsere wil
den Tage hinein: Sie sollen hochwill
kommen sein. F. Mark
„LehretdieKiuderschieße ul"
steht im Schaufenster eines Gewehr-
ladens in der Französischen Straße zu
lesen. — „Es drängen sich in neuester
Zeit au die Lehrer uud die Schule
Wunsche heran, aus erziehlichen
Gründen durch geeignete Belehrung
der Ausbreitung und Vertiefung des
Völkerhastes entgegenzuwirken und der
künftigen Versöhnung der Kulturvölker
vorzuarbeiten. Diesen aus dem Gefühle
allgemeiner Völkerverbrüderung uud
internationaler Zriedeusschwärmerei
entspringenden Bestrebungen darf kein
Raum gewährt werden" — sagt der
Regierungspräsident von Frankfurt
a. O., Herr v. Schwerin. H. S.
„Das Brüderchen" ist ein Kapitel aus dem Buche „Earlos und Ricolas"
von Rudolf Schmied. Es ist bei Erich Reiß, Berlin, erschienen, kostet drei Mark
uud ist ein ungewöhnlich schönes, ungewöhnlich poetisches uud ungewöhnlich
lesenswertes Buch. H. S.
Herausgeber: Otto Haas-Hege» ?. Z. im Felde
Verantwortlicher Schriftleiter:
Haus Siemfeu» Lichterfelde» Sternstraße 25
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6n Österreich für die Redaktion verantwortlich Hugo Heller, Wien,!, Bauernmarkt 5
Druck von <$. G- Hermann in Berlin