Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

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Frau; Blei, über Wedeki« d, 
Sternheim und das Theater. 
(Kurt Wolff, Verlag, Leip 
zig.) Logik, Ethos, Stil» und alle 
drei von der wertvollsten Art» einen sich 
in diele« Buche» einem Popanz, der 
immer noch Regent über unübersehbare 
Strecken Meuscheulaudes ist, au den 
Leib, das heißt au leine Luge zu gehen. 
Daß es bei so uuglÄchem Kampfe — 
denn der Gegner hat ja eben dies nicht 
zu fastende» gallertartige, fchemevhafte 
Pfeudo - Existieren zur praktischste« 
Waffe, die ihn gegen den uuerschütter- 
lich einem einzigen Standpunkte Ber- 
fchriebeneu nach außen hin in Vorteil 
fetzt —, daß es bei so ungleichem 
Kampfe erlaubt fein muß, Widerstre- 
beuderes auf die eiue wirksame Lo- 
suugsformel.zu briugeu, liegt iu der 
Aatur der Sache. Dadurch wird der 
Apparat des Augriffes uur schueidiger 
und druckt Brauchbarkeit uud Konse 
quenz seines Organismus iu schlichten 
Formen aus» die auch dem Auge gefäl 
lig sind. Das ist nämlich im Grunde 
der Weg aller guten Manifeste: durch 
das Auge (oder durch das Ohr) in Hirn 
uud Herz. 5o kommt Bleis Traktat 
über „literarische- Dinge ru einem 
Ernst, der dem 2n-Blut-uud-Erlebuis- 
bei-der-Sache-seiu bekeuutuis-frommer 
Breviere gleicht uud ebenso sicher mit 
den unbefleckten Mitteln ihrer geistigen 
Disripliueu arbeitet. So leuchtet auch 
zum Beschluß das Bild eines rukiiuftige« 
Kulturbegriffes als des Himmelreiches, 
für das er wirbt, uud wenn die Schwiu- 
del-2deale einer kapitalistisch-bürger- 
lichen Welt überwunden am Boden lie 
gen» stÄgt der Morgenstern eines wahr- 
haftigeu Willenszu einem Gaureu der 
Welt. Uud hat mau die Gesamtheit 
von Bleis Werk kräftezeugeud, an 
spornend auf sich wirken lasten, — uud 
erst daun —» darf mau noch seine sozu- 
sagen bloßiutellektuelle Freude haben au 
allen geschmeidigen Gängen der Par 
tie uud au solchen veriunerüchteo Bra 
vourstücken, wie sie der Dialog mit 
Molivre zu Ehren der Sternheimscheu 
„Kastelte- uud der Epilog zu Tteru- 
heims „Don 2uau- darstellen. Hieraus 
strahlt etwas wie Verführung platoni 
scher Dichtungen — das Aristotelisch- 
Praktische erledigen ebenso diktato- 
risch-eudgöltig die gestrafften Kapttel 
„Steruheim" uud „Das Programm 
einer deutschen Spielbühue". Der „mo 
derne Bürger- (diese fatale Summe 
von Pubükum, Prestesoldat, Servierer 
kritischen Schwatzes, Schauspieler einer 
Wirklichkeit, die selber uur Schein ist), 
fällt mit dem hohlen Klack mit nichts 
als Luft gefüllter Stoffpuppen vom 
Pritscheuschlag einer neuen commedia 
del arte, iu der schon das Pathos 
künftiger Meufcheutragödie unterirdisch 
gewtttert. 
Max Herrmauu, Reiße 
Herausgeber: Otto Haar-Hege» Berlin, Wilhelmstrahe 69 
Verantwortlicher Schriftleiter: Haus Siemfeu, Berlin, Ansbacher Straße ZI 
Für unverlangte Einsendungen keine Gewähr 
2n Österreich für die Redaktion verantwortlich Hugo Heller, Wien,!, Bauernmarkt Z 
Druck von S. Hermann in Berlin
	        
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