Volltext: 1914-1916 (1914-1916)

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Vas südliche Berlin 
Zweierlei fällt aus allem heraus, das mau fetzt erwarteu konnte. Einmal die 
Stoffverschwenduug der Dame, und dann der gemäßigte, ja liedevolle Eon, mit 
de« selbst die gewalttätigsten Preßtäufcher deu Zrauzoseu zu begegnen pflegen. 
Das Line ist freillch nicht hier gewachsen. Aber daß mau es annimmt, hilft auch 
allen nüchternen Zwang zu zersetzen. Das Andere weist in ähnliche, nur dem klein 
bürgerlichen Wesen noch entrücktere Richtung. 2a, die schmubare WSrdelostgkeit 
geht soweit, daß mau sogar deu Sprachgebrauch des poilu und des boche irgend 
wie kommentarlos, selbst ohne Anführungszeichen zitiert. Kanu fein, daß ich mich 
täusche; aber das dunkle Gefühl scheint zu herrschen, daß etwas Wahres dahinter 
steckt und daß das Bochehafte einer der inneren Zeinde ist, mit dessen Bezeich 
nung mau nicht anders belndigt wird wie ein Kranker vom Erreger. 
Darum übte mau sich besser angezogen zu sein. Darum llebte man die 
junge Kroupriuzesst«. Alan liebte sogar ihren Rameu wie ein Zeichen der 
Wende. Mau empfand das tölpisch Brutale als ein gewiß vorhandenes, aber 
weder wünschenswertes noch, was das Wichtige ist» notwendiges Bestaudstück 
deutschen Wesens. Das schien es zwar, als mau Else Lasker-Schöler bei Kriegs 
ausbruch auf der Münchener Straße verprügelte, well ste nicht so bedeutsam aus 
sah wie alle übrigen und deshalb für eine Ausländerin gehalten wurde. Aber 
es war auch einmal anders darum bestellt. Der Rat Krespel mußte ein 
Deutscher sein, denn fast jedes bewegliche und sonderbare Sudividuum wurde 
nach Deutschland verwiesen, dem jetzt so aschgrau korrekten Land, als der Heimat 
der Originale. Und es schaut auch jetzt insofern besser zu werden, als die letzten 
Ausprägungen des deutsch Aormaleu, die anheimelnde Mischung von Köcheufett 
und Brüuhilde oder auch der Gevdarmdeutsche oder auch die anders geratene 
Mischung vom Eeutoueu nnd Professor wesentlich der jüngsten, im Ablaufen be 
griffenen Bergangeuheit angehören. Die ersten deutsche« bürgerlichen Menschen 
sind schwer zu erkennen. Sie röckschließeud zu malen nach deu Bauernkriegen 
oder nach Meistergesang oder auch nach dem alten Kuustgewerbe, dürfte wohl 
nicht das Alltägliche treffen. Aber wo ste deutlicher hervortreten, 
wie vor allem im Biedermaier, als stch die Bürger (noch nicht 
die Bourgeois) bestimmend im gesellschaftlichen und künstlerischen Leben
	        
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