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den Impressionisten wie Degas oder der Kunst der japani
schen Niedergangszeit, welche ein Pferd oder eine Gestalt
durch den Bildrand zerschnitten, versuche ich in scharfer
undämmeriger Art meine Gestalten, meine Formen bis
zum Bildrand zu bauen und dort klar und natürlich enden
zu lassen. Banal gesagt ist meine Kunst gegenstands
los. Man trifft aber in ihr Formillusionen, Pflanzen, Holz-
formen, Gegenstände, die sich auf Tischen befinden etc.
Im Gegensatz zu Picasso, der die Formillusion stark ver
wendet-/ benutze ich sie nur, um eine Abwechselung zu
den rein geistigen Elementen im Bild zu haben. Das
Geistige ist für mich das Gemeinverständliche, das erste,
was uns verbrüdern sollte, ist der Grund aller Künste.
Ich versuche, vom Zeitlichen abzusehen und das Wesent
liche zu geben.
Es handelt sich hier um das Gefühl, welches zum
Beispiel die Baumeister der ägyptischen, der gotischen,
der alt amerikanischen Bauten besessen haben, das Gefühl
für eine East, eine Höhe, für Tiefes, Spitzes, Farbiges,
Dunkeles.
Das Geistige sollte in der Tat das Gemeinverständliche
sein, in dem wir uns einigen wollten, eine geistige Verbrüde
rung blieb die Voraussetzung unserer Aktion. Marinetti
und die Italiener, deren Hauptschlagwort die Simultanität
war, wollten nun im Gnffide etwas ganz anderes, sie wollten
die Buntheit des Eebens verstärken, simultan werden die
Objekte des Eebens, wenn sie die Bewegung durcheinander
schüttelt. Sie wollten die Geräusche und Buntheiten des
Daseins unbehindert durch die Moral landläufiger Aesthetik,
wie sie eben gerade in Italien infolge der überragenden Be
deutung und der Nähe der Renaissance sehr groß und
mächtig w r ar, direkt in ihre Kunst herübernehmen. Marinetti
war ein Mensch, der die Realitäten ohne romantische Ver->
brämung zu sehen und zu deuten wußte, zweifellos ein poli
tischer Kopf, ein Kerl mit weltumfassenden Ideen, ein
Manolescu in der Kunst. Seine Manifeste sind in der Tat
eine zeitlang in den Händen der feinhörigen Eiteratur-
schieber aller Eänder gewesen, er hatte sogar den phan