der ehrsamen Gilde der Dresdner Kaufleute, die ihren 
schönen festlichen Saal zu dem wüstesten Schauplatz 
irrsinnigen Tobens hergegeben hatte. Voll unendlichen 
Ekel wendete sich schließlich der bessere Teil des Publi 
kums von dieser Blamage der deutschen Geistigkeit ab, 
von dieser stundenlang währenden Anpöbelei von arm 
seligen witzlosen Marktschreiern und Bettelleuten, die 
freilich ihr Strafgericht verdient hätten, für die aber dieser 
mißlungene, armselige Karnevalsabend leider bei den 
Ferngebliebenen, die zu den Dummen, den Neugierigen 
und den Deuten mit kleinen Raubtierinstinkten gehören, 
nur Reklame machen wird. 
Der erste Ausdruck des Abscheus gilt dem Teil des 
Publikums, der sinnlos und kulturlos, völlig direktionslos 
und randalierend sich gestern gegen die dadaistischen 
Veranstalter kehrte. Daß dieser Teil des Publikums in 
Dresden jemals karnevalistische Scherze verstehen könnte, 
ist ausgeschlossen. Dieser Bildungspöbel ist Holz und 
versteht nur zu holzen. Der zweite Ausdruck des Ab 
scheus aber gehört der absoluten Unfähigkeit und geistigen 
Armseligkeit der karnevalistischen Veranstalter, die über 
die Deute sich lustig machen, die für sie nur Ausbeutungs 
objekte sind. Von ferne gesehen, schien der Dadaismus 
ein sich selbst überwindender Pessimismus, eine Kampf 
ansage gegen das Philistertum zu sein. Von ferne schien 
er den einen tieferen Sinn zu haben, daß diese Welt ein 
Nichts ist — albern die Wissenschaft, ein Schwindel die 
Ethik, eine Farce die Politik, ein Deierkasten die Musik, 
„die deutschen Dichter von Schiller bis Werfel reif fürs 
Klosett“, der Expressionismus eine „Geometrie in Fal 
ben“, der deutsche Idealist nur eine formvollendete 
„Schmalzstullenseele“, der Gebüdete von heute ein Mensch, 
dem die dadaistische Bewegung „die Gedärme ausspülen“ 
soll; von ferne gesehen, schien der Dadaismus die spielende 
Erhebung über den Weltekel und Weltanschauung, schien 
die absolute Erhebung selbst über die letzte nihilistische 
Verneinung selber zu sein. Aus Schmerz, aus Ekel, aus 
enttäuschter Geistigkeit schien diese wollüstige Sehnsucht
	        
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