Volltext: Sekunde durch Hirn

II 
einer Lustfahrt schwand Lissabon, portugiesische Küste 
im Hintergrund, böende Winde trieben über Deck, dann 
waren Elemente heimtückisch ruhig, bis es blies und nächtens 
die edle Privatbarkasse in Gottergebenheit kenterte, Rahel 
mit Anhang vergluckste im Gewog, Jörg allein schlug mit 
Kraft das Wasser, wild, nun beharrlich lange, einen Tag hin 
durch, den zweiten und spuckte sich abends an Land mit 
Hafenlärm: Genua. 
Fremd umklang ihn Sprache, sein portugiesisch Geschrei 
blieb unverstanden. Doch Athletengestalt gefiel: ein Mann 
kurzstirnig, berußt, dang ihn als Baggerer. Mit Genossen 
im Schlamm von Hafenrinnen stehend, schleimte er genu 
esische Laute nach, bald. Rammte die Pflöcke, platzte so 
im Gestemm schier vor Kraft, Entzücken und Wasser- 
zusammenlauf auf zuschauende Schiffsdirnen, auch Kapitäns 
frauen abwälzend. Bekanntes profezeihtes Glück längst 
seliger Rahel stülpte sich um seine Lenden. Die Herzogin 
Giova sah Jörg von weitem, brach in Sehnsucht aus, ging 
pralle Mannesmuskelkraft, Geschlecht sich stets erotisch 
vermengt vor Augen verlangend heim, schickte noch nachts 
ergebne Sbirren zum Hafenarm, wo sie vormittags den 
Starken geschaut, ließ Jörg aufgreifen. Noch vor der Gleiche 
lag er gefesselt zu ihren Füßen im sinnlichen, seltner Ge 
rüche durchdufteten Gemach und beugte Haupt in Er 
wartung des Todes. Sie faßte jedoch geübt, vor Gier kaum 
lächeln könnend, riß ihm die Kittel vom Leib. Ward verrückt 
vom Geruch seines Schweißes, verschnob sich schier, lechzte, 
trank, biß. ln kleinem Zimmer hielt sie ihn tagsüber versteckt. 
Einmal schmeckten ihm ihr Leib, ihre Lüste nicht mehr, 
sprang auf, schlug klirrend durchs Fenster, fiel weh aufs 
Kreuz, schon auf, über Parkmauer im Schwung, landeinwärts 
lief. Früchte von Bäumen gerissen, ihm Nahrung. Durch 
Staub, der weißlich durch alle Winde goß, an Klostereien 
vorbei, Sbirren ausweichend, die scharlachrot bemützt auf 
Heeresstraßen nach ihm suchten, endlich bei Sonnensunk 
er laute breitdurchstraßte Stadt betrat. Einer Höklerin warf
	        
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