Volltext: Briefe eines Toten

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Ja, in frappierender Macht find ich die beiden 
sich ähnlich. 
Dort das verschleierte Bild, drüben das weib 
liche Herz. 
Niemanden ist es erlaubt, zu lüften den hüllen 
den Schleier. 
Der nur wird freudig es schaun, der es erlangt 
ohne Schuld. 
Die Niederschrift zeigt deutlich meinen damaligen 
Standpunkt. Er ist mit wenigen Worten zu präzisieren: 
ich glaubte noch an Autoritäten, an die Existenz Mäch 
tigerer als ich selbst. 
Es war Jungenlogik, wenn der geschaut Habende 
weitererzählte: 
Weh’ dem, der zu der Wahrheit geht durch 
Schuld: 
Er verstand selber nicht, was er sagte. Es war 
schon Richtiges drin. Sonst hätte er seine eigene 
Erfahrung nicht gemacht, aber das Tiefste? 
Ohne Nietzsche hätten wir nie gewagt, in dieses 
Tiefste zu tauchen. Ich weiss nicht ob, und wer, es 
vor Nietzsche schon ausgesprochen; ? 
.... statt dass er darauf gefasst war, mit vollem 
Bewusstsein gefasst war, mit kalter Ueberlegung, dass 
ihn beim Heben der Blitz trifft und zerschmettert. Gewiss 
hätte er dann vernünftigerweise warten müssen mit dem 
Heben, bis er dagegen geschützt war — und das 
hätte seine ungestüme, jugendliche Unvernunft nie 
zugelassen. 
Vielleicht braucht auch das Schicksal diese unge 
stüme jugendliche Unvernunft und richtet danach seine 
Gesetze und Zufälle ein. Denn wer will in Wirklichkeit 
entscheiden, ob der Freche tatsächlich vor Blitzgefahr 
sicher ist; wer, als sein eigener Glaube? Kriegsmässige 
Proben gibt es nicht.
	        
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