Volltext: Briefe eines Toten

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Meine Mutter. 
Ich habe dich wiedergesehen, 
Zwar hast du mich nicht erkannt, 
Doch rief dich mein heisses Flehen 
Zu mir in mein ödes Land. 
Du warst im seligen Frieden, 
Liesst lange allein dein Kind, 
Nun ist es selber verschieden, 
Und kommt zu dir geschwind. 
Und reicht dir die heilige Krone, 
Die ihm das Leben gebracht, 
Von seinem himmlischen Throne, 
Du Mutter, du hast es vollbracht. 
7 * 
An die Musik. 
Rätselgrosse, blonde Schöpferin, Bäuerin der Welten, 
Bilderlose, grosse Tönerin, — in den Himmelszelten 
Ist dein göttlich Magazin, liegen deine Steine; 
Und du reimst und dichtet sie mir zu gleich ins reine. 
Holst den Grundriss und den Schnitt, holst die starken 
Balken, 
Holst das feine Goldgezier und die Marmelsteine, 
Holst das ganze Götterbild nur aus meinem Laden, 
Komm und hol’ das Letzte dir, dass sie neu sie baden. 
Meine Mutter, meine Stiefmutter. 
Als die hehre Freundin meines Vaters 
Und die liebende Hüterin seiner Schätze 
Leuchtest du strahlend hinaus 
Weit über sterblichen Kreis.
	        
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