48
seine antiseptischen Glastafeln aufzuhämmern, aber
die mächtigen Berge spotten seiner kindischen An
strengungen.
Als das Fieber von Dada weicht, bemächtigt sich
des Dichters ein dämonischer Glaswahn: mit riesi
gen Glastafeln will er Berge, Küsten und Hoch
flächen bedecken und sie schützen vor der Fäul
nis und Verderbnis des kriegführenden Europas
durch eine Erdarchitektur des Glases.
* * *
In Brindisi betritt Dada das gelobte Land unter
den Huldigungen der weiblichen Bevölkerung, die
einen Helden vermutet. Die gewaltige Gestalt, ge
hüllt in einen schweren Mantel von Kardinalsrot,
zieht aller Blicke an. Während Dada die Terrassen
vom Meere heraufschreitet, wird er mit Blumen
überschüttet, Körbe mit Früchten Siziliens werden
ihm nachgetragen.
Dada wölbt die athletische Brust und spricht zu
den italienischen Frauen: „Der Held träumte unter
den Blumen des Orients vom armen Karst im Nor
den, den die lateinische Flagge seit Jahrhunderten
nicht mehr küßte. Der Held fährt zu der schauri
gen Hölle zu Füßen der Alpen, die eure lebendigen
Söhne frißt.“
Dadas Ruhm beginnt. In Neapel und Rom wird
er interviewt und gefilmt, Barzini schildert seine
antarktische Reise. Jenes dunkle Attentat auf die
ukrainische Eisenbahnlinie, das vielen Tschakos den
Garaus gemacht, und das der Dichter der Urlaute
in einem molligen Interview zum besten gegeben
hat, wird in der ganzen Kriegspresse abgedruckt