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Farbe gegliedert werden. Dada klettert in jede Fels
ritze, in die engen Betten schäumender Gebirgs
bäche, die bald versiegen müssen, da ihnen das
mütterliche Firn fehlt. Er läßt all diese kleinen
Schönheitsfehler der Natur mit Glas überwölben
und in den Klüften sanft ansteigende, überwölbte
Treppen anlegen, die wie Tunnels elektrisch er
leuchtet werden. Dada kämpft unter unerhörten
Schwierigkeiten vorwärts. Seine Leute stürzen in
Abgründe oder gehen an raschen Krankheiten zu
grunde. Die Bergnebel verdunkeln tagelang jeden
Schritt seiner Maultiere und Arbeiter. Der Föhn,
furchtbare Unwetter, gegen die es auf den geplätte
ten Felswänden keinen Schutz gibt, vernichten die
Arbeiterhütten, Menschen und Werkzeuge. Der
ganze Bernina gleicht nur noch einer unermeßlichen
Baustelle von Kriegsgewinnlern, ein Kegel armseli
gen Graus inmitten der Eiswildnis.
Die erste farbige Platte von dauerhaftem, sturm
hartem Glas wird feierlich unter Dadas Händen an
den Fels genietet. Überall wird der Berg geplättet,
poliert, gekantet, heroisiert, um schließlich ganz
bekleidet zu werden mit grünen, schwefelgelben,
scharlachnen, azurnen und irisierenden Glasplatten.
Die Kunstnatur in Email geistert wunderlich ins
Gebirge.
Auf der platten Hochfläche läßt Dada einen
Wald von riesigen, goldroten Säulen errichten und
ihre Spitzen durch Glasbögen zur Gestalt einer kri
stallenen* Rose verbinden. Das ist der Rosendom,
von dem Dada geträumt hat. Das ist die Krönung
des ungeheuren Werkes, des unerbittlichen Glas