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firnes, der den Schweiß von Arbeiterheeren und
das Vermögen Dadas gekostet hat. Als der Dom in
kindlichem Geglitzer und in der Konfektarchitek-
tur eines Ausstellungspalastes förmlich strahlt, ist
Dada ärmer als der bronzene Hammelhirt am Ro-
seggletscher.
Er hat die Genugtuung, unter den Schwibbögen
des Rosendomes die große weiße Glastafel aufge
hängt zu sehen, auf der Dadas Aufruf an die künf
tige Brüderschaft freier Architekten Europas ge
prägt ist. Kein Gerät befindet sich in der weiten
Halle aus rosenfarbigem Glas, das Licht dämmert
sanft durch die Wände, und das Blau des Him
mels dringt allein durch die klaren Glasflächen im
Zenith des Domes. In den Wänden sind die Glas
zeichnungen Dadas eingelassen, er, der sich selbst
in diesem Dome als Präsidenten der Menschheit
bezeichnet, hat hier seinen wunderlichen kaukasi
schen Glastraum niedergelegt. Das ist der Traum
von Pyramiden, Domen, Olympias und hängenden
Gärten aus Glas, vom Schliff des Matterhornes, des
Monte Cristallo. Alle Bergwände sind geplättet,
jede Kante ist stilisiert, jeder sanfte Abhang zur
Terrasse ausgespreizt, Klüfte, Schründe, Höhlen,
Abgründe werden von Glasbögen mit Windharfen
überspannt, darauf der Föhn Urlaute spielt. Die
Täler werden zu geöffneten Enzian- oder Oleander
blüten oder gespaltenen Granatäpfeln aus Glas. Die
heroischen Hochalpen zieren Versailler Rosenlau
ben mit Rokokogärten aus Glas, die nachts von elek
trischem Innenlicht zu feenhaften Girlanden auf
strahlen.