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Jahresbericht 1917 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Neue Zeichnungen von Ferdinand Hodler
im Zürcher Kunsthaus.
Von Dr. W. WARTMANN.
Dazu die Tafeln I, II, III, IV und die Abbildungen auf S. 7, 10, 18, 39, 41, 43.
Im Jahre 1912 erwarb die Zürcher Kunstgesellschaft aus den damals noch über-
reichen Vorräten des Künstlers vierzehn Zeichnungen von F. Hodler in sorgfältig
erwogener Auswahl; jedes Blatt schon rein technisch vom andern verschieden, die meisten
auch zeitlich und nach dem Gegenstand weit von einander getrennt. Sie wurden einzeln
gerahmt und in der Nachbarschaft der «Heiligen Stunde» neben den Bildern des Meisters
dauernd ausgestellt. Da behaupteten sie sich durch. ihre unmittelbare künstlerische Be-
deutung und als bescheidene Zeugen für die grossen Werke des Malers, die bis dahin
seine Bahn bezeichneten. Zwischen einer Gruppe von ruhenden Kühen aus der Um-
gebung von Madrid (1877/78) und einem weichen Frauenkopf von 1912 reihten sich
Studien zum «Ewigen Juden», den «Enttäuschten»>, dem « Auserwählten», zur «Eurhythmie»,
zum «Marignano»-Kreis, zum «Tag», zur «Empfindung», zum «Weib am Bergbach» und
dem «Lied aus der Ferne»,
Seither sind die Sammler und Museen dem Beispiel Zürichs gefolgt. Die Mappen
im Genfer Atelier wurden durchstöbert und gaben vieles her. Auch die Hodlerschen
Zeichnungen begannen hochgeschätztes, begehrtes Kunstgut zu werden. Hodler selbst ist
inzwischen unablässig schaffend vorwärtsgeschritten. Erst nach 1912 traten ja die Auf-
träge für die grossen Wandgemälde in Hannover und Zürich an ihn heran und damit
Aufgaben, die ihn in einer Weise ausfüllten und anspannten, wie kaum das dreijährige
Ringen um die «Marignano»-Fresken für das schweizerische Landesmuseum. Wie damals
wandte er wieder seine ganze Kraft mit angestrengtester Hingabe an unzählige Einzel-
studien, Kompositionsskizzen und -Entwürfe und wiederholt neu gefasste völlig bildmäs-
sige Lösungen. Lang ist in dieser Arbeit an Zahl wieder ersetzt worden, was inzwischen
von Blättern aus früherer Zeit nach allen Richtungen auseinandergeflattert war. Auch in
tieferm Sinne ist sie fruchtbar geworden. Wie während der Vorbereitung und Durch-
führung des «Rückzug von Marignano» mit der lichteren Farbigkeit des Gemäldes auch
lie Zeichnung gelöster und reicher wird und im neuen Jahrhundert dann ein «Tag» und
eine «Empfindung» voll schwebenden, flutenden Lebens in den steigenden und sinkenden
Linien der Umriss- und Innenformen erstehen, so zeigt sich in den Figuren zur «Ein-