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Jahresbericht 1918 der Zürcher Kunstgesellschaft
Kunsthaus.
Gebäudeunterhalt. Wie im Vorjahre wurde die Auffrischung der stark ver-
blichenen Wandbespannungen der Sammlungssäle weitergeführt. In Verbindung mit der
Einrichtung der Hodlersammlung erhielten die Räume M, N und O0 im zweiten Stockwerk
einen lichten, neuen Anstrich über die vorhandenen Wandstoffe. Weitere Ausgaben brach-
ten eine nochmalige eingreifende Reparatur an einem Heizkessel, der Ersatz des Warm-
wasserapparates und die Erstellung eines eisernen Abschlussgitters am Treppenaufgang
in der untern Halle.
Das Kunsthausinventar wurde um hundert Stühle zur Verwendung bei Vortrags-
abenden und Versammlungen vermehrt, um einen Schrank für das «Walze»-Lager mit
Raum für 3000 Blätter bis zum grössten Format und fünf weitere Schränke für die
zraphische Sammlung, davon vier zur Unterbringung des Werkes von Albert Welti und
oiner für etwa 500 weitere Blätter mittleren und grossen Formates.
Künstlerische Ausschmückung. Die Reihe der Nischenfiguren erfuhr eine
Erweiterung durch ein Werk des Bildhauers A. 'T. Abeljanz, eine Stiftung der Organisa-
toren der Ausstellung deutscher Malerei vom Jahre 1917. Die von vorn gesehene, weich
modellierte weibliche Figur mit über die linke Schulter gedrehtem Kopf und seitlich
leicht an den Körper gelegten Armen, erhielt ihren Platz an der Ecke gegen die Rämi-
strasse und den Landoltgarten und eröffnet nun die Flucht der heute noch leer stehenden
sechs Nischen an der bisherigen Rückseite des Gebäudes, die mit dem Uebergang des
Gartens an die Zürcher Kunstgesellschaft und seiner Erschliessung für die Oeffentlichkeit
erst ihre Bedeutung erhalten hat, sich nun aber der Betrachtung sehr gut darbietet und
künftigen Figuren reichere, ruhigere Wirkung verspricht als die gegen den Heimplatz
und die Rämistrasse gerichteten Gebäudeseiten.
im Sommer legte Cuno Amiet die letzte Hand an seine Gemälde in der Loggia.
Seit 1911 hatte ihn die Aufgabe beschäftigt und neben einer Fülle reizvoller Einzel- und
Kompositionsstudien auch eine ganze Gruppe von Werken gezeitigt, die vom Künstler
selbständig weitergebildet wurden und in seinem Lebenswerk für immer als eigene selb-
ständige Schöpfungen Bestand haben werden. Im Berichtsjahr, um die Zeit, da er seinen
50. Geburtstag beging, gab er den sieben Wandfeldern der Loggia im «Jungbrunnen» die
endgültige Gestalt. Die Zürcher Kunstgesellschaft verbindet mit der Freude über das
glücklich abgeschlossene Werk den Dank an den Künstler und an die Stifter, deren edle
Gesinnung für das Zürcher Kunsthaus und verständnisvolle Geduld gegenüber den vielen
Wandlungen und dem langsamen Werden durch das Ergebnis auf das schönste belohnt wird.
Das Hodlersche Wandgemälde im Treppenhaus «Blick in die Unendlichkeit» wurde,
als mit dem Tode des Meisters jede Möglichkeit einer gelegentlich als wünschbar be-