Volltext: Jahresbericht 1935 (1935)

oO 
Jahresbericht 1935 der Zürcher Kunstgesellschaft 
20 
halleplatzes, dem Haupteingang des Theaters gegenüber, wurden diskutiert, Paul Ulrich 
zum Referenten über die finanziellen Anforderungen eines derartigen Neubaues und die 
Möglichkeiten aus einem Verkauf des Künstlergütli bestimmt. Eine neue Strassenplanung 
durch den Stadtrat zerschnitt diese Projekte. Darauf wurde nach einer Idee von Gustav 
Gull durch Friedrich Bluntschli die Gesamtüberbauung des Tonhalleplatzes mit einem 
breiten Häuserblock studiert, von dem das Kunstgebäude einen Teil bilden würde. Die 
Verhandlungen über die allfällige Wahl des Tonhalleplatzes für den Bau des Zürcher 
Stadthauses und die Möglichkeit der Verlegung des Kunstgebäudes in die Stadthausanlage 
stürzten auch solche Pläne wieder um. Im Augenblick, da alles in Frage gestellt schien, 
erreichte Paul Ulrich durch eine Motion vom 14. März 1897, dass mit dem Sammeln von 
Baubeiträgen kräftig eingesetzt wurde, die Kunstgesellschaft wolle bauen, weil sie ganz 
einfach bauen müsse. Ein mit Verwendung seiner Erhebungen über die finanziellen Mög- 
lichkeiten ausgearbeiteter Vertrag mit der Stadt vom 10. Oktober 1898 über die Erstellung 
eines Kunstgebäudes in der Stadthausanlage wurde aber, nach der Genehmigung durch 
die Generalversammlung der Zürcher Kunstgesellschaft und den grossen Stadtrat, am 
30. April 1899 durch die Gemeinde verworfen. Nun griff die Kunstgesellschaft wieder 
auf das Tonhalleplatzprojekt Gull-Bluntschli. Neue Prüfung der Finanzfrage und Unter- 
handlungen mit dem Stadtrat führten zu einem zweiten Vertrag vom 30. November 1899, 
der seine endgültige Fassung am 7. März 1900 erhielt. Mit der sauber in Lichtdruck 
reproduzierten Ansicht eines säulengeschmückten Kunstgebäudes am Utoquai wurde er 
dem Jahresbericht 1899 der Kunstgesellschaft beigegeben, doch scheiterte seine Verwirk- 
lichung an der Verknüpfung des Baues mit der Verwertung und Ueberbauung des Ton- 
halleplatzes als Ganzem. 
Da erinnerte man sich des «Landoltgutes» am Hirschengraben, von dem im Jahr 1886 
schon gesprochen worden war, und erhielt sowohl von der Witwe des seinerzeitigen Präsi- 
denten der Künstlergesellschaft wie vom Stadtrat das Einverständnis zur teilweisen Ueber- 
bauung. Vom 13. Mai 1903 datiert der Bericht des Preisgerichtes über die 57 Projekte, die 
auf die Ausschreibung des Wettbewerbs vom 5. November 1901 eingereicht worden waren. 
Die Arbeit «Künstlergütli Nr. 2>» von Paul Ulrich erhielt eine Ehrenmeldung. Zur Aus- 
führung wurde in der Folge keines der prämiierten Projekte als geeignet befunden. Die 
Ausschreibung einer zweiten Konkurrenz mit neuem Programm erfolgte im November 
1903. Als Präsident der Jury vom Mai 1904 amtete Paul Ulrich, der inzwischen vier Jahre 
nach seinem Eintritt in Vorstand und Ausstellungskommission, 1900 zum Präsidenten der 
Ausstellungskommission, 1902 zum Vizepräsidenten und 1904 zum Präsidenten der Kunst- 
gesellschaft gewählt worden war. Unter seiner Führung fiel der Entscheid zu Gunsten des 
Projektes von Karl Moser, und in enger, hingebender Zusammenarbeit mit diesem genoss 
er nun das Glück, vorerst die Pläne für das längst erstrebte Kunstgebäude in gewissen 
Teilen der Gesamtdisposition und in den Einzelheiten baureif auszugestalten, dann den 
Bau selber die Jahre hindurch zu betreuen, bis zur festlichen Eröffnung am 17. April 1910. 
Wie in den Gruppen «Künstlergesellschaft — Verein Künstlerhaus — Zürcher Kunst- 
gesellschaft» und «Künstlergut — Künstlerhaus — Kunsthaus» der Ablauf Thesis — Anti- 
thesis — Synthesis sich rund erfüllt, so ist auch Paul Ulrich als Präsident der Kunst- 
gesellschaft eine Erscheinung, die auf der Auseinandersetzung der tüchtigen, altzürcherischen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.