oO Jahresbericht 1939 der Zürcher Kunstgesellschaft
In dem bewegten Jahr 1939 wurden Aufgabe und Leistung der Zürcher
Kunstgesellschaft entscheidend geprägt durch die im Rahmen der Schweizerischen
Landesausstellung durchgeführten beiden Kunstausstellungen Zeichnen, Malen,
Formen I Die Grundlagen und Zeichnen, Malen, Formen II Kunst
der Gegenwart. Sie überstrahlten durch ihre Wirkung in die Breite sogar
die große Delacroix-Ausstellung vom Frühling, die in jedem andern Jahr
den unbestrittenen Höhepunkt bedeutet hätte.
Für die Landesausstellung hatte sich neben dem Bestreben, das ganze Aus-
stellungsgelände am See mit Werken der bildenden Kunst zu durchdringen, keine
Möglichkeit gefunden, in geschlossener Form eine zusammenfassende Darbietung
der schweizerischen Kunst einzufügen. Nachdem die Zürcher Kunstgesellschaft
durch die Direktion der Landesausstellung beauftragt worden war, im Kunsthaus
die große Schau vorzubereiten und zu verwirklichen, die in den kunstschaffenden
und kunstfreundlichen Kreisen erwartet und gefordert wurde, faßte sie im Ein-
klang mit Anlage und Aufbau der Landesausstellung auch diese Kunstausstellung
«thematisch», mit dem Versuch, mehr als das einzelne Werk an seinem historischen
Orte, für den Beschauer die nach Anlaß. Ort und Zeit erfinderisch sich wandelnde
lebendige Form innerhalb der festen Bereiche von Zeichnung, Malerei und Plastik
sichtbar und bewußt zu machen.
Gebot der Vorsicht, in den bereits von kriegerischer Spannung bedrohten Nach-
barländern, und anders motivierte Zurückhaltung im eigenen Land beschränkte da
und dort die Auswahl gegenüber im Programm liegenden Wünschen. Mit der
Beteiligung zahlreicher schweizerischer Kunst- und Altertumsmuseen, von Samm-
lungen kirchlicher und bürgerlicher Korporationen, von Kunstfreunden, und für
die zweite Abteilung auch der Künstler selber, mit Proben vom künstlerisch
stärksten und frischesten, das als nationales Gut über die ganze Schweiz verstreut
vorhanden ist, schloß sie sich aber für den dankbaren Besucher doch zu einer
Gesamtdarstellung von dem, was im Laufe der Jahrhunderte aus Schweizer Boden
und Art an Kunst gewachsen ist und heute für uns gedeiht.
Die hohe künstlerische und vaterländische Bedeutung der Doppelausstellung
erhielt ihren stärksten Ausdruck schon in ihrer feierlichen Eröffnung mit der
beschwingten und erhebenden Rede des schweizerischen Bundespräsidenten Herrn
Dr. Ph. Etter.