Volltext: Jahresbericht 1945 (1945)

Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft 
Sammlung 
Die Heimholung der wegen Bombardierungsgefahr im Frühjahr 1944 zum zweiten Mal 
evakuierten Sammlungsbestände fand nach Kriegsende in der zweiten Hälfte Mai und im 
Juni statt. Nach genauer Ueberprüfung der Skulpturen und Gemälde zur Feststellung all- 
fälliger Veränderungen im Erhaltungszustand und eigentlicher Beschädigungen wurden vor- 
erst die Oberlichtsäle des zweiten Stockwerkes wieder eingerichtet und am 8. Juli eröffnet. 
Die Einrichtung des ersten Stockwerkes unterblieb vorläufig wegen der Möglichkeit der 
Beanspruchung für eine noch während der Kriegsjahre vorbereitete Ausstellung auslän- 
discher Kunst. Als die noch unzulänglichen Transportverhältnisse ihre Durchführung im 
Berichtsjahr ausschlossen, wurden auch die Sammlungsräume des ersten Stockwerkes wieder 
eingerichtet und am 1. August eröffnet. Nach wenigen Wochen mußten sie wegen der Aus- 
stellung «Arte del Ticino» und der nachfolgenden Ausstellung der Sektion Zürich G.S. 
M. B. u. A, wieder geleert werden. 
Im zweiten Stockwerk wurde in da und dort ziemlich gedrängter Ordnung eine Aus- 
wahl aus den Skulpturen und Gemälden alter und neuerer Meister vom zwölften bis ins 
zwanzigste Jahrhundert, mit Einschluß der wertvollsten Neuerwerbungen, und von Bron- 
zen der Schweizer Plastiker Bänninger, Geiser, Haller, Hubacher dargeboten, im ersten 
Stock schweizerische Maler von der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts an: Böcklin, Welti, 
Buchser, Zünd, Anker, Koller, Stückelberg, Sandreuter, Stäbli, Frölicher, Stauffer, Baud- 
Bovy, Menn, in sehr breiter Entfaltung von den Anfängen bis zum Todesjahr 1918 Hodler, 
hierauf seine Zeitgenossen und Freunde Vallet, Buri, Trachsel, Hermanjat, Giovanni Gia- 
cometti, und als verbissener Einzelgänger Felix Vallotton; auf den Galerien über dem Stu- 
diensaal je eine Auswahl aus den schönsten Drucken des im Kunsthaus in sechshundert 
Blättern vollständig vorhandenen Graphischen Werkes von Albert Welti und von Zeich- 
nungen aus den tausend Blättern der eigenen Ankäufe und des von der Witwe des Künst- 
iers dem Kunsthaus geschenkten «Archiv» von Ferdinand Hodler. 
Für die Sehnsucht der Kunstfreunde nach dem Wiedersehen mit der Sammlung und 
die Freude an der neuen Besitzergreifung ist bezeichnend, daß zu der ersten Führung 
des Direktors am 8. August sich nicht weniger als 76 Personen einstellten. 
Der Zuwachs der Sammlung bedeutet zum Teil Erfolg und Abschluß von Bemühun- 
gen, die schon im Vorjahr und noch früher eingeleitet worden waren, und liegt mit den 
entscheidenden Erwerbungen auf der Linie zur maßgebenden europäischen Kunst, die 
aeben der Pflege der schweizerischen und zürcherischen Abteilungen der Sammlung von 
jeher als verpflichtend anerkannt und verfolgt wird. Wenn es 1944 gelungen war, zwei 
Holzskulpturen des deutschen Spätmittelalters zu erwerben und für vier andere einen Freund 
zu finden, der sie zur Ueberweisung als Leihgabe an das Kunsthaus sich sicherte, so konnte 
aun die im letzten Bericht bereits angemeldete Absicht der Gewinnung auch einer Gruppe 
von französischer Steinplastik in der strengeren Haltung des dreizehnten und vierzehnten
	        
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