Volltext: Jahresbericht 1946 (1946)

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Jahresbericht 1946 der Zürcher Kunstgesellschaft 
wird die Stadt «befriedet» und den härtesten Kriegsverordnungen unterstellt, mit Verbot 
des Besitzes von Waffen und Messern, Erschießung von Schuldigen und Unschuldigen, für 
einmal mehr als zweitausend Menschen. Zwei große Bilder von je dreieinhalb auf zweiein- 
halb Meter hat Goya zu diesem «2. Mai» geschaffen: Das Gemetzel der französischen 
Mameluken unter dem Volk an der Puerta del Sol, und die nächtliche Erschießung von 
Gefangenen, der Manet in seiner Erschießung des mexikanischen Kaisers Maximilian huldigt. 
In Frankreich erwirkte unterdessen Napoleon den formellen endgültigen Thronverzicht 
sowohl von Karl IV. wie von Ferdinand VII. Der ehemalige alte König, die Königin und 
Godoy verzogen sich nach Rom, den jüngern und seine Infanten ließ der vormalige Bischof 
von Autun, Fürst Talleyrand, auf seinem Schloß in Valencay gefangen halten. Napoleon 
macht seinen ältesten Bruder Joseph zum König von Spanien. Nach dessen Ankunft in 
Madrid, am 20. Juli, begibt sich Goya an seinen Hof, nimmt den Orden der französischen 
Ehrenlegion entgegen und malt Bildnisse des Königs. 
Madrid und nun auch ganz Spanien freilich wollen sich mit der Franzosenherrechaft 
nicht aussöhnen. Es entbrennt der Volkeskrieg, vor dessen wilder Unform auch die franzö- 
sischen Truppen sich jeder Verpflichtung auf Zucht und Ordnung entschlagen. Am 30. Juli 
räumen die Franzosen mit dem König Joseph Madrid. Darauf bringt Napoleon selber ein 
Heer von 160 000 Mann nach Spanien. Am 4, Dezember rückt er in Madrid ein und König 
Joseph kehrt zurück, Die Stadt Zaragoza, schon vom 16. Juni bis zum 15. August von den 
Franzosen vergeblich belagert und von den Spaniern heldenhaft verteidigt, erliegt nun einer 
zweiten Belagerung vom 20. Dezember 1808 bis zum 21. Februar 1809 und wird zerstört. 
Spanien bleibt weiter Schlachtfeld des grausamsten großen und kleinen Krieges bis unter 
den Schlägen Wellingtons, am 20. Juli 1812 bei Salamanca, am 21. Juni 1813 bei Vittoria, 
die Franzosen weichen müssen, mit ihnen König Joseph, und Ferdinand VII. wieder den 
Thron seines Vaters und seiner Väter besteigt. 
Goya hat immer als Sohn von Zaragoza sich betrachtet und gefühlt. Sein Geburtsort 
Fuentetodos liegt unweit der Stadt. Vom zwölften bis zum achtzehnten Jahr hat er hier bei 
dem Maler Jose Luzan y Martinez gelernt und gearbeitet. Seine erste größere Leistung sind 
Gewölbemalereien in der Kirche der Madonna del Pilar in Zaragoza, von 1772. In der 
gleichen Kirche malt er 1780/81 auch das Kuppelfresko einer Kapelle. 1790 entstehen in 
Zaragoza Bildnisse von Bekannten. Der Verteidiger von Zaragoza gegen die Franzosen, 
General Palafox, ist sein Freund. Nach der ersten Belagerung reist Goya im Oktober 1808 
durch das verwüstete und ausgemordete Land von Madrid nach Zaragoza. Einzelne Blätter 
der «Desastres» sollen sich auf bestimmte Episoden der Verteidigung der Stadt beziehen, 
alle aber geben wieder, was Goya, wie in unserer Zeit eben erst noch der Reisende in 
Deutschland, Frankreich, Italien, am Rand der Straße gesehen und «aus den noch blutenden 
Wunden» von Nächstbeteiligten erfahren hat. Die ganze Folge entsteht in den Jahren 1808 
bis 1814. 
«Mit oder ohne Grund», «Unmöglich, dies anzusehen», «Warum das?», «Wegen eines 
Messers», «Man weiß nicht warum», «So hab ich es gesehen», «So ist es geschehen», «Un- 
selige Mutter», «Gestorben ohne Beistand», «Niemand da, um zu helfen», «Die Ruhe- 
statt der Toten», «Die Fuhre zum Friedhof» sind einige der Legenden, die von Goyas 
eigener Hand auf den wenigen äußerst seltenen Probedrucken sich finden und für die 
Gesamtausgabe auf die Platten übertragen worden sind. 65 Platten gelten den Schrecken
	        
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