SAMMLUNG
Für die Sammlung gilt seit langem das eine: Es fehlt ihr
an Raum, Daher ist sie in ihrer Gesamtheit zu wenig bekannt,
was bis zu einem gewissen Grad jene — auch Mitglieder — ent-
schuldigt, die meinen, es sei gar nichts Rechtes darin vorhanden.
Doch hängt dies auch mit einer Erscheinung zusammen, die
sich nicht auf Zürich beschränkt: Die Ausstellungen entziehen,
als aktuelle und zum Teil sensationelle Veranstaltungen, den
Sammlungen die Besucher; der stille Betrachter und Liebhaber
wird seltener. Nicht umsonst veranstalten auch große Museen,
die es eigentlich nicht nötig haben sollten, immer mehr Aus-
stellungen. Auch sind überall Bestrebungen im Gange, durch
Führungen und Vorträge, ebenso wie durch Neugruppierung,
Ausscheiden des weniger Wichtigen in Studien-Sammlungen, die
Galerien zugänglicher, genießbarer zu machen.
Soll unter diesen Umständen unsere Sammlung überhaupt
weiter ausgebaut werden? Die Antwort kann und darf nur ein
entschiedenes Ja sein. Nicht nur im Sinne des Goethe-Verses
„will meine Zeit nicht bestreiten, so laß ich es ruhig geschehn,
ich komme aus anderen Zeiten und hoffe in andere zu gehn“.
Eine Sammlung ist ja, so wenig wie beispielsweise ein Labora-
ratorium, mit einer Schaubude zu vergleichen, deren Lebens-
berechtigung durch die große Besucherzahl bewiesen wird. Eine
Sammlung soll ein Ferment sein, was in unserer zahlen- und
massenseligen Zeit vielleicht wieder einmal gesagt werden darf.
Auf der andern Seite freilich wird man auch daran denken,
daß die Anziehungs- und Wirkkraft eines Museums durch die
Bedeutung der darin enthaltenen Werke gefördert wird. Bei deren
Erwerbung jedoch beginnen für uns die Schwierigkeiten; denn
ihre Preise bewegen sich heute auf Höhen, die einem Museum,
hinter dem nicht die Munifizenz amerikanischer Sammler steht,
einen Ankauf fast verunmöglichen. Zwar ist auch unserer Samm-
lung in den letzten Jahren erfreuliche Hilfe erwachsen, Denken
wir an die Sammlung Mayenfisch, die im September des Berichts-