Volltext: Jahresbericht 1955 (1955)

AUSSTELLUNGEN 
Auch im verflossenen Jahr hielt der Ausstellungsbetrieb den 
Rahmen des nunmehr bereits Gewohnten inne, das heißt, er war 
wieder sehr lebhaft und ausgedehnt. Trotz der wachsenden inter- 
nationalen Ausleihmüdigkeit, trotz jeweils unüberwindlich schei- 
nenden Hindernissen fanden erfreulicherweise mehrere große 
Vorhaben glückliche Verwirklichung. Zuerst muß dabei die Aus- 
stellung «Kunst und Leben der Etrusker» genannt werden, Sie 
setzte ein Bestreben fort, das mit den «Prähistorischen Bronzen 
aus Sardinien» und der «Römischen Porträt-Plastik» begonnen 
worden war und das dem Publikum gleichsam wesentliche 
Aspekte frühen abendländischen künstlerischen Schaffens nahe- 
bringen will. Auf Initiative des Kunsthauses geplant, bildete die 
Ausstellung zunächst durchaus ein großes, ein risikohaftes Wag- 
nis; zum ersten Mal gelangte etruskisches Kunstgut im Ausland 
zur Präsentierung. Wie würde die Reaktion ausfallen? Der Erfolg 
übertraf indessen alle Erwartungen; der Andrang mußte, wie 
damals bei den Holländern, reguliert werden: rund 140 000 
Besucher betraten in knapp drei Monaten die Ausstellung. Das 
Phänomen erklärt sich so, daß diese Schau nicht nur auf die 
Anstrengungen der Archäologen, der Wissenschaft antwortete; 
vielmehr gründet die Faszination tiefer: dem Etruskischen eignen 
schöpferische Impulse, denen gegenüber die Moderne sich geheim- 
nisvoll anfällig weiß — ein Blick auf Marino Marini genügt in 
diesem Zusammenhang. Ueberhaupt begegnete, wer aufmerksam 
durch die Ausstellung wanderte, auf Schritt und Tritt Formen, 
die das Abendländische, zumal in seiner mittelalterlichen Bre- 
chung, zu präfigurieren scheinen; in der Tat ist das Etruskische 
ja eines der wichtigsten Substrate, auf welchen römisches Wesen, 
nach geschichtsmächtiger Anverwandlung, aufruht, und insofern 
eben die gesamte Nachantike. So war es denn nicht weiter ver- 
wunderlich, daß die Ausstellung nachträglich von überall her 
angefordert wurde und sozusagen einen Triumphzug durch halb 
Europa antrat mit Etappen in Mailand, Paris, Den Haag, Oslo.
	        
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