deren Mittler er hienieden zu sein beansprucht. Aehnlich wie
viele Bildsymbole sepulkraler Darstellungen des dritten Jahr-
hunderts n. Chr. aus der Hofkunst, wo sie der Verherrlichung
und Vergöttlichung des Herrschers dienten, selbst von den ein-
fachsten Leuten usurpiert wurden, so ist der zum Himmel
gewandte Blick vom Herrscherbild auf Privatporträts über-
gegangen. Auch unser Kopf gehört zu diesen, denn er läßt
sich mit keinem Kaiser oder Angehörigen des Kaiserhauses
identifizieren. Zugleich scheint sich auch die Bedeutung der
Gebärde gewandelt zu haben. Hier empfinden wir nichts mehr
von affektierter Zurschaustellung, und der Ausdruck hat auch
die Selbstsicherheit jener Herrscherbildnisse verloren. Legte
Caracalla seine Stirn zum Zeichen seines Ingrimms in Falten,
so künden diese hier vielmehr vom Verlust der inneren Sicher-
heit. Die Augen sind fragend und suchend geworden; sie
fragen nach dem wahren Wert der überlieferten Güter des
Glaubens und des Staates, die unter dem Ansturm fremder
Religionen und Völker in den Fundamenten erschüttert sind,
suchen nach festem Grund in diesem Strom und nach neuen
Ankerplätzen. Und sie scheinen sie zu finden in der Anschau-
ung des Firmaments, aus der sie das Gefühl des Einbezogen-
seins in die alles, auch die Not und das Elend der Gegenwart
umfassende Weltordnung nähren. Doch zugleich sind sie nach
innen gewandt gemäß der Mahnung, die schon Mark Aurel
an sich selber richtete: «Nach innen wende deinen Blick!
Im Innern fließt die Quelle des Guten, eine Quelle, die immer
neu sprudelt, wenn du nur nachgräbst.» Vielen boten nun, in
der Zeit zwischen Marcus und Augustin, die altehrwürdigen
Mysterien von FEleusis wieder Halt, und immer mehr lenken
ihr Schifflein in den Hafen des Christentums, obwohl gerade
der Generation des in unserem Bildnis Dargestellten dabei die
fürchterlichsten Verfolgungen drohten.
Spüren wir bei der Betrachtung des Antlitzes dieses Man-
nes einerseits die ihn bedrängende Lebensangst, so verrät
anderseits der feste und entschlossene Zug des Mundes den
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