Volltext: Jahresbericht 1958 (1958)

Bei Anlaß der Eröffnung des neuen Ausstellungsbaues ist 
es vielleicht am Platze, einmal auszusprechen, wie wir uns 
die Ausstellungstätigkeit des Kunstmuseums der Stadt Zürich 
denken. Es scheint uns angesichts der öffentlichen Mittel, die 
wir beziehen, selbstverständlich, allen kunstinteressierten Tei- 
len der Bevölkerung mit ihren verschiedenen Bedürfnissen zu 
dienen und uns nicht irgend einer Gruppe oder einer be- 
stimmten Tendenz zu verschreiben. So wie unsere Konzert- 
häuser und Theater nicht nur Werke der Gegenwart und nicht 
nur solche eines Landes oder gar einer Stadt zur Aufführung 
bringen, so scheint es auch uns richtig, informativ zu wirken, 
nach unseren Möglichkeiten hinzuweisen auf das Wertvolle 
und Bedeutende in den verschiedenen Ländern und Zeiten. 
Universalität also, nicht sektiererische Verengung des Blick- 
winkels durch Gruppendoktrinen oder irgend einen Chauvi- 
nismus. 
Wir sind durchaus der Meinung, daß wir in unserer Zeit 
leben und daß daher dem Schaffen unserer Zeit, soweit es 
wertvoll und interessant ist, in den Ausstellungen ein weiter 
Raum gebührt. Auf der andern Seite aber wissen wir, daß 
die Kunst so alt ist wie die Menschheit und nicht erst bei 
Picasso beginnt und daß alles, was Menschen mit der nötigen 
Intensität geschaffen, immer wieder lebendig auf Menschen zu 
wirken vermag; so wie wir ja auch nicht nur die letzten Neu- 
erscheinungen lesen, sondern auch die Odyssee oder Racine 
oder Gottfried Keller. 
Universalität scheint uns angemessen für das Museum 
einer Stadt wie Zürich, die je länger je mehr zu einem euro- 
päischen Mittelpunkt wird und die nicht wie die alten Haupt- 
städte Europas große Museen alter Kunst besitzt, die gleich 
einer Bibliothek den Liebhabern alles zu bieten vermögen. 
Universalität scheint uns im übrigen die unserer Stadt und 
der Schweiz allein angemessene Haltung. 
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